Außenminister Westerwelle sieht den Eklat als Indiz für den großen Druck auf Ahmadinedschad. Die Atomgespräche liegen auf Eis, die Sanktionen wirken.

New York/Berlin. Er bemühte sich um eine angemessene Reaktion. Doch die absurden Verschwörungstheorien von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad trieben auch dem deutschen Außenminister Guido Westerwelle den Zorn ins Gesicht. „Abwegig“ sei es, was Ahmadinedschad vor der Uno sagte. Wie im vergangenen Jahr verließen zahlreiche Diplomaten den Saal, als Irans Präsident sprach und sowohl den Koran als auch die Bibel schwenkte – als stehe das Wort Gottes hinter ihm. Ahmadinedschad hatte unter anderem der US-Regierung die Schuld für die Anschläge vom 11. September 2001 gegeben. Die Angriffe seien inszeniert gewesen.

„Es ist bedauerlich, dass Präsident Ahmadinedschad sich so verirrt hat, denn die Anschuldigungen sind natürlich abwegig und sie sind zugleich verletzend“, sagte Westerwelle im Deutschlandfunk. Es müsse aber auch bedacht werden, dass Ahmadinedschad mit solchen Auftritten vor allem im eigenen Land Eindruck schinden wolle. Dennoch sei es weiter das Ziel der Staatengemeinschaft, den Iran zu Kooperation bei seinem umstrittenen Atomprogramm zu bewegen.

Im Streit um das Atomprogramm sieht Westerwelle auch nach dem Eklat weiterhin Chancen für Gespräche. Die Entgleisungen könnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die verhängten Sanktionen auf die iranische Führung Eindruck machten, sagte Westerwelle. Teheran wird verdächtigt, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms an der Atombombe zu bauen. Deshalb wurden bereits mehrfach Sanktionen verhängt. Die Gespräche zwischen Teheran und der internationalen Verhandlungsgruppe aus den fünf Veto-Mächten des Uno-Sicherheitsrats und Deutschland liegen auf Eis. Einen Termin für die Wiederaufnahme gibt es nicht.