Sie hatten einen Koffer mit Messern, Handys und Uhren aufgegeben. Die Bomben erwiesen sich als Attrappen. War es eine Generalprobe?

Chicago/Amsterdam. Nach einer Terrorwarnung aus den USA sind auf dem Airport von Amsterdam zwei Jemeniten wegen der mutmaßlichen Vorbereitung von Flugzeuganschlägen festgenommen worden. Einer von ihnen soll bei Flugreisen in den USA eine Bombenattrappe im Koffer gehabt haben. Die beiden seit langem in Amerika lebenden Männer werden aufgrund von US-Informationen einer terroristischen Verschwörung verdächtigt, sagte Staatsanwalt Theo d'Anjou am Dienstag Reportern am Flughafen Schiphol. Sie seien Montagmorgen mit einer Maschine der United Airlines aus Chicago angekommen und sofort festgesetzt worden.

Laut US-Angaben habe einer der Verdächtigen in den USA einen Koffer für eine Flugverbindung über Washington aufgegeben, in dem sich unter anderem ein mit einer Plastikflasche zusammengeklebtes Handy befand, sagte der Staatsanwalt. Die Konstruktion habe wie eine Bombenattrappe ausgesehen, berichteten der Sender ABC und die „New York Times“. Zudem seien in dem Gepäckstück ein Teppichmesser, drei andere Messer sowie weitere zusammengeklebte Handys und Uhren entdeckt worden.

US-Terrorfahnder prüften, ob der Mann damit Sicherheitslücken bei US-Flügen erkunden wollte, hieß es in Kreisen niederländischer Ermittler. Der betreffende Koffer war aber nicht mit an Bord der Maschine aus Chicago, mit der die Jemeniten nach Amsterdam flogen. Sie wollten dort in ein Flugzeug in die jemenitische Hauptstadt Sanaa umsteigen.

Ob die Männer tatsächlich angeklagt werden sei aber noch völlig unklar, erklärte der Vertreter der Staatsanwaltschaft. Dies werde sich erst zeigen, wenn sie nach weiteren Vernehmungen sowie konkreten Informationen der US-Behörden in den nächsten Tagen möglicherweise einem Richter vorgeführt werden.

Während des Fluges nach Amsterdam sei von den Jemeniten offenkundig keine Gefahr ausgegangen, sagte eine Sprecherin der niederländischen Behörde für Terrorismusbekämpfung (NCTB). Sie hätten keine verbotenen Gegenstände dabei gehabt, auch in ihrem Gepäck sei nichts Unerlaubtes entdeckt worden. In Washington kündigte US-Präsidentensprecher Robert Gibbs eine gründliche Untersuchung zur Aufklärung aller Umstände an, die zu den Festnahmen führten. „Die Geheimdienste und die Strafverfolgung arbeiten intensiv daran.“ Die Jemeniten seien Terrorismusbekämpfern in den USA nicht bekannt gewesen und dort nie zuvor aufgefallen.

Den Koffer mit den verdächtigen Gegenständen hatte der seit 1997 im US-Bundesstaat Alabama lebende Ahmed Mohamed Nasser al-Soofi in Birmingham (Alabama) für verschiedene Flüge über Chicago und Washington bis nach Sanaa durchecken lassen. Bereits beim Abflug hatten Kontrolleure laut dem US-Fernsehsender ABC den verdächtigen Inhalt entdeckt.

Da der Koffer jedoch keinerlei Sprengstoff enthielt und die Gegenstände an sich nicht verboten seien, habe man das Gepäckstück genehmigt. Bei einer Durchsuchung Al-Soofis fanden Sicherheitskräfte diesen Angaben zufolge 7000 Dollar in bar, was jedoch kein Verstoß gegen Vorschriften ist. Aufmerksam war man auf den Mann geworden, weil er trotz großer Hitze in Alabama etliche Kleidungsstücke trug.

Wirklich alarmiert wurden die US-Behörden nach Angaben aus Ermittlerkreisen erst, als sich herausstellte, dass Al-Soofi in Chicago nicht in die Maschine nach Washington gestiegen war, in der sich sein Koffer mit der Handy-Plastikflasche-Konstruktion befand. Das Gepäckstück wurde wieder ausgeladen.

Statt nach Washington zur gebuchten Weiterreise über Dubai nach Sanaa war der Verdächtige in die United-Maschine nach Amsterdam gestiegen, heiß es. Vorher habe er auf dem Chicagoer Airport O'Hare den Jemeniten Hezem al-Murisi getroffen, der dann mit ihm nach Amsterdam flog. Bei der dortigen Festnahme hätten die Männer keinerlei Widerstand geleistet, teilten die Behörden mit.