US-Präsident Barack Obama verurteilte das blutigste Attentat im Irak in diesem Jahr. Bei einem weiteren Anschlag kamen acht Menschen ums Leben.

Bagdad. Der Irak ist vom bislang blutigsten Selbstmordanschlag des Jahres erschüttert worden: 59 Menschen starben, als sich nach Behördenangaben am Dienstag ein Attentäter vor einem Rekrutierungsbüro der Armee in Bagdad in die Luft sprengte. Wenige Wochen vor dem vollständigen Abzug der US-Kampftruppen aus dem Irak wachsen mit dem Anschlag die Zweifel, ob die irakischen Sicherheitskräfte der Gewalt der Aufständischen gewachsen sind.

Das städtische Leichenhaus von Bagdad teilte mit, dass nach dem Anschlag 59 Todesopfer eingeliefert worden seien. Nach Krankenhausangaben wurden zudem 125 Menschen verletzt. Laut irakischem Verteidigungsministerium sind die Mehrzahl der Opfer junge Männer, die sich für den Militärdienst einschreiben wollten. Zu den Toten zählten aber auch Soldaten, die vor dem Rekrutierungsbüro Wache standen. Das Bagdader Militärkommando schrieb die Tat dem Terrornetzwerk El Kaida zu. Darauf deuteten das „Timing, die Umstände und das Ziel“ hin, sagte Sprecher Kassem Atta.

Der Attentäter zündete Armeeangaben zufolge am frühen Morgen eine Sprengstoffweste, nachdem er sich in die Warteschlange vor dem Gebäude im Viertel Baab el Muatham im Zentrum der Hauptstadt eingereiht hatte. Ein Rekrut sagte der Nachrichtenagentur AFP, nach der Explosion seien Überlebende in alle Richtungen geflohen, Soldaten hätten in die Luft geschossen.

Das Selbstmordattentat war der bislang blutigste Einzelanschlag im Irak in diesem Jahr. Mitte Juli waren in Radwanija, 25 Kilometer südlich von Bagdad, mindestens 45 Menschen bei einem Anschlag getötet worden.

US-Präsident Barack Obama verurteilte das Selbstmordattentat in Bagdad. „Es gibt offenbar immer noch Leute, die die Fortschritte, die das irakische Volk in Richtung Demokratie gemacht hat, behindern wollen“, sagte Obamas Sprecher Bill Burton auf einem Flug mit dem Präsidenten nach Seattle. Die USA seien aber weiter zuversichtlich, dass sie ihren Kampfeinsatz im Irak bald beenden könnten.

Die Gewalt im Irak hat zuletzt wieder spürbar zugenommen. Dennoch wollen die USA bis Ende August ihre Kampftruppen vollständig aus dem Land abziehen . Nur 50.000 US-Soldaten sollen bleiben, um sich an der Ausbildung der irakischen Armee zu beteiligen. Irakische und US-Vertreter warnen davor, dass Aufständische die Situation für vermehrte Anschläge nutzen könnten.

Ein weiterer Grund zur Sorge ist die seit den Parlamentswahlen Anfang März andauernde politische Hängepartei im Irak. Weder das Bündnis Irakija des früheren Ministerpräsidenten Ijad Allawi noch die Rechtsstaatsallianz von Regierungschef Nuri el Maliki hatten eine ausreichende Mehrheit erreicht. Die Koalitionsverhandlungen zwischen den beiden Bündnissen wurden am Montag abgebrochen.

Derweil kam es am Dienstagabend in Bagdad zu einem zweiten blutigen Anschlag von Terroristen innerhalb eines Tages, als in einem schiitischen Viertel ein mit Kerosin beladener Tanklaster explodierte. Acht Menschen starben, 44 weitere wurden nach Angaben der Polizei verletzt. Krankenhausmitarbeiter bestätigten die Opferzahl. Eine Tankstelle fing Feuer.