Welche Rolle spielte der Ölkonzern bei dem Megrahi-Deal mit Libyen? BP-Chef Hayward muss sich zur Gaddafi-Connection äußern.

Washington/London. BP-Chef John Hayward soll vor einem Ausschuss des US-Senats zur Rolle des Ölkonzerns bei der vorzeitigen Freilassung des Lockerbie-Attentäters 2009 befragt werden. Hayward sei von dem Ausschuss für die kommende Woche zur Befragung eingeladen worden, hieß es in Senatskreisen. Auch der damalige BP-Berater Mark Allen solle befragt werden.

Damit steht BP neuer Ärger in den USA ins Haus, nachdem der Konzern wegen der Ölpest im Golf von Mexiko ohnehin schon unter Druck ist. Das Thema war in dieser Woche auch beim Treffen des britischen Premierministers David Cameron mit US-Präsident Barack Obama in Washington besprochen worden. Dabei war Cameron Vorwürfen entgegengetreten, BP habe die Freilassung des Attentäters durchgesetzt.

Der Lockerbie-Attentäter Abdel Basset al-Megrahi war im August 2009 acht Jahre nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft vorzeitig aus dem Gefängnis in Schottland entlassen worden. Megrahi sei unheilbar an Krebs erkrankt, hatte Schottland damals erklärt. Bei dem Anschlag auf ein Pan-Am-Flugzeug, das 1988 über der schottischen Ortschaft Lockerbie abstürzte, waren 270 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer waren Amerikaner.

BP hatte jüngst eingeräumt, damals bei der britischen Regierung vorstellig geworden zu sein. Man sei besorgt gewesen, dass Verzögerungen bei der Freilassung ein Bohrvorhaben vor der libyschen Küste beeinträchtigen könnten. In der Sache selbst habe BP aber nicht Einfluss genommen, erklärte der Konzern.

Der damalige britische Justizminister Jack Straw hatte im September 2009 erklärt, Handelsfragen hätten bei der Freilassung eine sehr große Rolle gespielt. Die Entscheidung habe den britisch-libyschen Beziehungen gedient und einem Vertrag von BP mit dem nordafrikanischen Land den Weg geebnet. Der damalige Premierminister Gordon Brown hat hingegen wiederholt erklärt, Wirtschaftsfragen hätten keine Rolle gespielt.

Die schottische Regionalregierung hat die Freilassung des Lockerbie-Attentäters aus humanitären Gründen verteidigt. Regierungschef Alex Salmond sagte der BBC, die schottische Regierung habe im Zusammenhang mit der Freilassung weder schriftlichen noch mündlichen Kontakt mit dem Mineralölkonzern BP gehabt. In einem Brief an US-Senatoren bekräftigte Salmond, dass seine Regierung nie „irgendwelche Vertreter“ von BP oder dem verurteilten Attentäter al-Megrahi empfangen habe. Die Entscheidung, Megrahi freizulassen, sei „in gutem Glauben“ getroffen worden und werde nicht bereut, sagte Salmond der BBC.