Uno hatte Charles Taylor wegen Kriegsverbrechen verurteilt. Menschenrechtler fordern eine Anklage gegen den syrischen Präsidenten Assad.

Den Haag/Genf. Charles Taylor war der Herrscher über ganze Armeen von Kindersoldaten. Er zettelte 1989 einen Bürgerkrieg in Liberia an und ließ den damaligen Diktator Samuel Doe töten. Bis 1996 kamen 200.000 Menschen ums Leben, jeder zehnte Einwohner in dem westafrikanischen Land. 1997 wurde Taylor zum Präsidenten gewählt - und nun hat das Uno-Tribunal Taylor wegen Kriegsverbrechen für schuldig befunden. Der 64 Jahre alte Diktator ist der erste Staatschef Afrikas, der von einem internationalen Tribunal schuldig gesprochen wurde. Er war in elf Fällen wegen Mordes, Vergewaltigung, Rekrutierung von Kindersoldaten und sexueller Ausbeutung während der Kriege in Liberia und dem Nachbarland Sierra Leone angeklagt.

"Der Angeklagte ist wegen Beihilfe und Anstiftung zu den Verbrechen in den Fällen eins bis elf strafrechtlich verantwortlich", sagte der Vorsitzende Richter Richard Lussik. Die Verlesung der Anklage, der Beweise und des Urteils dauerte zwei Stunden. Taylor verfolgte den Richterspruch äußerlich unbewegt. Eine Gesamtschuld Taylors für die Kriegsverbrechen verneinte das Gericht jedoch. Taylor war beschuldigt worden, die Rebellen der Vereinigten Revolutionären Front bei der Ausplünderung der Diamantenminen in Sierra Leone befehligt zu haben. Er hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und das Tribunal als Werkzeug westlicher Mächte bezeichnet.

+++ Tribunal befindet Liberias Ex-Diktator Taylor für schuldig +++

Im Verlauf des mehrjährigen Prozesses war 2010 auch das frühere Supermodel Naomi Campbell als Zeugin gehört worden. Laut Anklage hatte ihr Taylor in einem Hotel in Südafrika ungeschliffene Edelsteine zukommen lassen. Campbell bestritt, gewusst zu haben, dass die Diamanten von Taylor stammten.

Die Uno-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay hat den Schuldspruch gegen Taylor als Warnung an andere Tyrannen bezeichnet. "Die Tage sind vorbei, an denen Tyrannen und Massenmörder sich, nachdem sie abgesetzt wurden, in einem anderen Land zur Ruhe setzen und ein Leben in Luxus genießen." Das Taylor-Urteil sei immens wichtig und eine Warnung an andere Staatschefs, die ähnliche Verbrechen wie Taylor begangen oder zumindest geplant haben, fügte sie hinzu.

Pillay erinnerte daran, dass sich auch der ehemalige Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, und der einstige Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, in Den Haag verantworten müssen. Auch gegen Sudans Präsidenten Omar al-Baschir wird ermittelt. Pillay hatte gefordert, der Internationale Strafgerichtshof solle sich auch der Menschenrechtsverletzungen in Syrien annehmen.

Der Schuldspruch gegen den liberianischen Ex-Präsidenten Taylor ist in Sierra Leone mit Jubel und Erleichterung aufgenommen worden. Tausende Menschen feierten auf den Straßen das Urteil. Die Urteilsverkündung wurde dort an mehreren Orten öffentlich übertragen.