Der ehemalige Machthaber Liberias musste sich vor dem UN-Sondertribunal für Kriegsverbrechen im Nachbarland Sierra Leone verantworten.

Den Haag. Das UN-Tribunal für Sierra Leone hat den früheren liberianischen Präsidenten Charles Taylor wegen Kriegsverbrechen für schuldig befunden. Der 64-Jährige musste sich als einer der Hauptverantwortlichen für Gräueltaten während des Bürgerkriegs im Nachbarland Sierra Leone (1991-2002) verantworten, denen nach Schätzungen mehr als 120.000 Menschen zum Opfer fielen. Er war in elf Fällen wegen Mordes, Vergewaltigung, Rekrutierung von Kindersoldaten und sexueller Ausbeutung während der Kriege in Liberia und dem Nachbarland Sierra Leone angeklagt.

Das Gericht sei zweifelsfrei zu dem Schluss gekommen, dass der Angeklagte "strafrechtlich verantwortlich ist für Hilfe und Begünstigung“ bei schweren Verbrechen, erklärte Richter Richard Lussick aus Samoa. Taylor habe "wesentlichen Einfluss“ auf die blutrünstigen Rebellen im Nachbarland gehabt. Allerdings habe er sie im Gegensatz zu den Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft nicht vollständig kontrolliert.

+++ Ex-Diktator Charles Taylor vor UN-Tribunal schuldig gesprochen +++

Die Anklage hatte Taylor vorgeworfen, als Präsident Liberias die äußerst brutale Rebellentruppe "Revolutionäre Vereinigte Front“ (RUF) in Sierra Leone ausgehalten und kontrolliert zu haben. Für Waffenlieferungen an die Rebellen, die tausenden Zivilisten Gliedmaßen abhackten, ließ er sich mit geraubten Edelsteinen bezahlen, sogenannten Blutdiamanten. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Taylor solche Edelsteine für umfangreiche Hilfeleistungen erhalten hat.

Das Strafmaß muss der in Leidschendam unweit von Den Haag tätige Sondergerichtshof für Sierra Leone noch festlegen. Taylor droht lebenslange Haft. In dem Kriegsverbrecher-Prozess, der im Juni 2007 begann und unter anderem durch Zeugenaussagen des britischen Models Naomi Campbell sowie der US-Schauspielerin Mia Farrow Aufsehen erregte, war Taylor in insgesamt elf Punkten angeklagt. Er hat stets alle Vorwürfe zurückgewiesen und sich als Opfer einer internationalen Intrige dargestellt. (dpa/rtr)