Der frühere Machthaber Liberias musste sich vor dem UN-Sondertribunal für Kriegsverbrechen im Nachbarland Sierra Leone verantworten.

Den Haag. Das Uno-Kriegsverbrechertribunal für Sierra Leone hat den früheren liberianischen Präsidenten Charles Taylor wegen Kriegsverbrechen für schuldig befunden. Der 64 Jahre alte Taylor musste sich als erster ehemaliger Staatschef aus Afrika wegen Mordes, Vergewaltigung, Rekrutierung von Kindersoldaten und sexueller Ausbeutung während der Kriege in beiden Ländern verantworten. Der Angeklagte wurde nur in einigen Punkten schuldig gesprochen.

Insgesamt war Taylor in elf Punkten angeklagt. Geklärt wurde vorerst allerdings nur die Schuldfrage, noch nicht ein mögliches Strafmaß. Die drei Richter gaben in Leidschendam bei Den Haag bekannt, dass der 64-Jährige für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Liberias Nachbarland schuldig ist. Taylor wird für Morde, Massenvergewaltigungen, Verstümmelungen, Sklaverei, Plünderungen und den Einsatz von Kindersoldaten in den 90er Jahren in Sierra Leone verantwortlich gemacht.

Taylor war 2006 festgenommen worden. Er soll in Sierra Leone die brutale Rebellengruppe "Revolutionäre Vereinigte Front“ (RUF) im Gegenzug für so genannte "Blutdiamanten“ mit Waffen ausgerüstet haben. Das Verfahren wurde im Juni 2007 eröffnet.

Im Prozessverlauf hatte unter anderen Topmodel Naomi Campbell vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag eingeräumt, "im September 1997 mehrere Rohdiamanten geschenkt bekommen zu haben". Sie könne aber nicht sagen, ob tatsächlich Liberias damaliger Präsident Taylor ihr damals in Südafrika diese "schmutzig aussehenden Steine" in ihr Zimmer geschickt habe. Zeugin Mia Farrow widersprach dieser Darstellung und sagte aus, Campbell habe sehr wohl gewusst, dass die Diamanten von Taylor stammten.

Taylor ist das erste ehemalige afrikanische Staatsoberhaupt, das von einem internationalen Gericht mit dem Schuldspruch zur Verantwortung gezogen wird. Die RUF-Rebellen haben schätzungsweise 120.000 Menschen getötet und Tausende verstümmelt.

Mit Material von dpa, reuters und epd