In seiner Predigt rief Benedikt die kubanischen Katholiken dazu auf, “eurem Glauben neue Kraft zu geben“. Zwischenfall vor der Feier.

Santiago de Cuba. Papst Benedikt XVI. hat kurz nach seiner Ankunft im sozialistischen Kuba mit Zehntausenden von Gläubigen eine Messe gefeiert. In seiner Predigt in Santiagode Cuba rief Benedikt die kubanischen Katholiken dazu auf, "eurem Glauben neue Kraft zu geben". Sie sollten "mit den Waffen des Friedens, der Vergebung und des Verständnisses für den Aufbau einer offenen und erneuerten Gesellschaft, einer besseren, menschenwürdigeren Welt kämpfen". Er wisse, wie viel Anstrengung, Mut und Verzicht dies unter den konkreten Umständen ihres Landes koste.

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand die 400-Jahr-Feier der Auffindung des Gnadenbildes der als Patronin des Landes verehrten Jungfrau von El Cobre. Dieses religiöse Fest war ein wesentlicher Anlass für die Pastoralreise des katholischen Kirchenoberhauptes auf die Karibikinsel. Auch Präsident Raúl Castro nahm an dem Gottesdienst teil, den nach Schätzung von Vatikansprecher Federico Lombardi mindestens 200 000 Menschen besuchten.

Vor der Feier kam es zu einem Zwischenfall: Ein Mann, der versucht hatte, zum Altar vorzudringen, und dabei "Nieder mit dem Kommunismus!" rief, wurde von Sicherheitskräften abgeführt.

Zum Auftakt seines mit Spannung erwarteten Besuchs hatte der Papst mehr Fortschritte in den Beziehungen zwischen der Kirche und der Regierung in Havanna angemahnt. "Ich trage in meinem Herzen die gerechten Erwartungen und berechtigten Wünsche aller Kubaner, wo immer sie leben", sagte er bei seiner Ankunft. Präsident Castro sagte: "Das kubanische Volk wird Ihren Botschaften aufmerksam und mit Respekt zuhören." Kuba werde seinen Kampf für eine bessere Welt fortsetzen. Raúl Castro steht seit 2006 als Nachfolger seines Bruders Fidel an der Spitze des Staates.

Der Papst hatte bereits auf dem Flug von Rom nach Mexiko auf die Lage in Kuba Bezug genommen. „Die Ideologien des Marxismus, wie sie konzipiert wurden, entsprechen nicht mehr der Realität“, hatte er gesagt. Die Kirche wolle dabei mithelfen, mit der notwendigen Geduld an neuen gesellschaftlichen Modellen für die Zukunft zu arbeiten.

Kubas Außenminister Bruno Rodríguez relativierte die Papstkritik mit den Worten, die Regierung respektiere alle Meinungen und sei zu einem „nützlichen“ Austausch bereit. Den Oppositionellen aber drohte er: „Diejenigen, die den apostolischen Besuch stören wollen, werden scheitern.“ Der Papst werde auf ein patriotisches Volk treffen, das stolz auf seine Unabhängigkeit und seine Demokratie sei.

Nach Oppositionsangaben waren am Sonntag Dutzende von Dissidenten vorübergehend festgenommen worden. Die international bekannte Bloggerin Yoani Sánchez kritisierte dies als „ideologische Säuberung“, um die Teilnahme von Aktivisten und Dissidenten an den päpstlichen Veranstaltungen und Messen zu verhindern. „Die Messen werden nicht vor der Vielfalt des kubanischen Volkes gefeiert, weil die politische Polizei vielen den Zugang verhindert“, schrieb sie.

Mit Material von dpa