Das katholische Kirchenoberhaupt hielt vor hunderttausenden Gläubigen im Schatten der Bronzestatue Christo Rey (Christus, der König) westlich von Guanajuato eine Sonntagsmesse. In seiner Predigt rief der Papst die Mexikaner auf, ihre Herzen zu reinigen, um Leid, Schwierigkeiten und den Übeln des täglichen Lebens die Stirn zu bieten.

Silao/Mexiko. "Reinigt eure Herzen, dann findet ihr Hoffnung." Mit dieser Botschaft hat Papst Bendikt XVI. die Mexikaner bei seinem Besuch in Südamerika im Angesicht von Übeln wie der grassierenden Drogengewalt zu mehr Glaubensmut ermuntert. Das katholische Kirchenoberhaupt hielt vor hunderttausenden Gläubigen im Schatten der Bronzestatue Christo Rey (Christus, der König) westlich von Guanajuato eine Sonntagsmesse.

Auf dem Weg zur Messe überflog der Papst das Monument in einem Militärhelikopter – einer der Höhepunkte seiner Mexiko-Reise. Nach Angaben von Vatikansprecher Lombardi war die Segnung der Statue Benedikt ein Herzensanliegen. Nach Einbruch der Dunkelheit wollte der Papst ein neues Beleuchtungssystem des 22 Meter hohen Monuments einschalten.

Das Denkmal ist eines der wichtigsten Symbole des Katholizismus in Mexiko. Es erinnert an einen Aufstand mexikanischer Katholiken gegen die Regierung von 1926 bis 1929. Diese hatte unter anderem öffentliche Messen verbieten wollen.

Als Benedikt am Sonntag im Papamobil durch den Park Bicentennial fuhr, kannte die Begeisterung keine Grenzen. Der oft als streng und zurückhaltend wahrgenommene Papst entzückte die Mexikaner, als er sich auf dem Weg zum Altar einen breitkrempigen Sombrero aufsetzte. „Wir beten, dass er uns hilft, dass es in unserem Land keine Gewalt mehr gibt“, sagte die 50-jährige Lorena Diaz. „Wir beten, dass er uns Frieden gibt.“

Angesichts gesperrter Straßen hatten viele Pilger einen meilenlangen Weg in Kauf genommen, um an der Messe teilzunehmen. Ältere Frauen legten die Strecke mit Gehstöcken zurück.

Papst nimmt mexikanische Jugendliche in die Pflicht

In seiner Predigt rief der Papst die Mexikaner auf, ihre Herzen zu reinigen, um Leid, Schwierigkeiten und den Übeln des täglichen Lebens die Stirn zu bieten. Der Appell darf als das Leitmotiv seiner ersten Reise nach Mexiko gelten: So forderte er die Jugend am Samstag auf, angesichts des jahrelangen Drogenkriegs mit mehr als 47.000 Toten als Botschafter des Friedens zu wirken.

Jedes einzelne Kind sei „ein Geschenk Gottes an Mexiko und die Welt“, sagte Benedikt XVI. am Samstag bei einer Ansprache vor rund 4.000 Kindern auf dem Platz des Friedens in der Kolonialstadt Guanajuato. Der Schüler Jesu vergelte Böses nicht mit Bösem, sondern bemühe sich um das Gute, um Vergebung und Einigkeit. Während seiner Rede wurde Benedikt mehrmals von der jubelnden Menge unterbrochen.

Doch der Papst sah sich auch mit Kritik konfrontiert, als ehemalige Opfer kirchlichen Missbrauchs am Samstag ein Buch veröffentlichten, mit dem sie Vertuschungsversuche des Vatikans anprangerten. Benedikt XVI. ging auf die Vorwürfe nicht direkt ein. Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte aber, der Papst habe mit seiner Aufforderung zum Schutz von Kindern vor Gewalt auch sexuelle Gewalt durch Priester miteinbezogen. Lombardi wies Vorwürfe zurück, dass Benedikt oder dessen Vorgänger Johannes Paul II. sexuellen Missbrauch durch den Gründer der Kongregation der Legionäre Christi, Marcial Maciel, verschleiert hätten.

Der Besuch des Papstes hatte am Freitag auf dem Flughafen der Stadt Silao begonnen, wo ihn jubelnde Menschenmassen empfingen. Den Weg zu seiner Unterkunft, einer Schule in der Stadt León, den der Papst im Papamobil zurücklegte, säumten zahlreiche Schaulustige. Und auch am Samstag verfolgten neben den Gläubigen vor Ort zehntausende Menschen auf einer Großleinwand im Bicentenario-Park von Silao die Auftritte des Papstes. Im Zeltlager der vielfach jugendlichen Pilger ertönten „Benedicto, Benedicto“-Rufe.

Am Montag reist der Papst weiter nach Kuba, wo er ebenfalls drei Tage verbringen wird, bevor er am Donnerstag nach Rom zurückkehrt. (dapd/abendblatt.de)