Gefechte zwischen Rebellen und Syriens Armee greifen auf immer mehr Gebiete in Damaskus über.

Kairo/Beirut. Heftige Detonationen rissen Bewohner des schicken Botschaftsviertels in Damaskus aus dem Schlaf. "Wir wurden am frühen Morgen von mindestens fünf lauten Explosionen geweckt", sagte die Hausfrau Amina, die in Al-Mezzeh lebt, westlich des Zentrums der syrischen Hauptstadt. "Ich versteckte meine Kinder im Hausflur und im Bad, weil so viel geschossen wurde."

Mindestens 80 Menschen starben bei den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen, die nun eines der am besten gesicherten Gebiete von Damaskus erreicht haben. Unter den Toten seien 50 Soldaten der Armee des Regimes von Präsident Baschar al-Assad, sagten Oppositionsaktivisten. Das Staatsfernsehen berichtete hingegen von "zwei Terroristen", die bei einem Angriff auf ein Gebäude der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen seien. Von unabhängiger Seite sind solche Berichte wegen der Medienblockade der Regierung schwer zu überprüfen.

Rami Abdelrahman, Vorsitzender der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, bewertete die Gefechte als die bislang heftigsten in der Hauptstadt. Seit Beginn des Aufstands gegen Assad vor einem Jahr sei zudem noch nie so nah an den Sicherheitseinrichtungen gekämpft worden.

In Al-Mezzeh soll es mindestens drei Stützpunkte des Geheimdienstes geben. Auch hohe Repräsentanten des Sicherheitsapparats leben hier. Die Kämpfe entbrannten, nachdem am Wochenende bei Bombenanschlägen auf Regierungsgebäude in Damaskus und Aleppo rund 30 Menschen ums Leben kamen. Hischam Dschaber, ein libanesischer Oberst im Ruhestand, sagte aber: "Bisher beschränkt sich die Fahnenflucht auf die niedrigen Dienstgrade in der Armee." Militärisch habe das Assad-Regime noch immer die Oberhand.

In der russischen Militärbasis Tartus in Syrien ist ein Schiff der Schwarzmeerflotte mit einer Anti-Terror-Einheit eingelaufen. Sie soll eine mögliche Flucht russischer Bürger aus dem Konfliktgebiet absichern. Russland ist ein enger Verbündeter Assads und ein wichtiger Waffenlieferant. Die Veto-Macht hat im Uno-Sicherheitsrat gemeinsam mit China jede Verurteilung des Regimes verhindert.