Syriens Hauptstadt Damaskus wird mehr und mehr zur Krisenregion. Nach den Anschlägen vom Wochenende gab es am Montag in einem schicken Viertel massive Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen.

Kairo/Beirut. Heftige Detonationen rissen Bewohner des schicken Botschaftsviertels in Damaskus aus dem Schlaf. „Wir wurden am frühen Morgen von mindestens fünf lauten Explosionen geweckt“, sagte die Hausfrau Amina, die in Al-Mezzeh lebt, westlich des Zentrums der syrischen Hauptstadt. „Ich versteckte meine Kinder im Hausflur und im Bad, weil so viel geschossen wurde.“

Mindestens 80 Menschen starben bei den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen, die nun eines der am besten gesicherten Gebiete von Damaskus erreicht haben.

Unter den Toten seien 50 Soldaten der Armee des Regimes von Präsident Baschar al-Assad, sagten Oppositionsaktivisten. Das Staatsfernsehen berichtete hingegen von „zwei Terroristen“, die bei einem Angriff auf ein Gebäude der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen seien. Von unabhängiger Seite sind solche Berichte wegen der Medienblockade der Regierung nur schwer zu überprüfen.

Rami Abdelrahman, Vorsitzender der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, bewertete die Gefechte als die bislang heftigsten in der Hauptstadt. Seit Beginn des Aufstands gegen Assad vor einem Jahr sei zudem noch nie so nah an den Sicherheitseinrichtungen gekämpft worden.

Aus Damaskus kamen auch am Montag widersprüchliche Meldungen. Ein in der Hauptstadt lebender Oppositioneller, der anonym bleiben wollte, sagte, die Kämpfe hätten begonnen, nachdem mehrere mit einer Panzerfaust bewaffnete Männer das Haus eines Offiziers angegriffen hätten.

Ein zweiter Aktivist nannte der Nachrichtenagentur dpa einen anderen Grund. Demnach wollte eine Gruppe sunnitischer Geheimdienstmitarbeiter aus einer Zentrale der Behörde desertieren, wurde aber von Sicherheitskräften, die der Glaubensgemeinschaft der Alawiten angehörten, aufgehalten. Das Viertel sei massiv abgesichert mit mehr als 20 Kontrollpunkten: „Es wäre den Rebellen unmöglich, unbemerkt hineinzukommen.“ Die syrische Herrscherfamilie gehört der alawitischen Minderheit im Land an. Die Mehrheit stellen aber Sunniten.

In Al-Mezzeh soll es mindestens drei Stützpunkte des Geheimdienstes geben. Auch hohe Repräsentanten des Sicherheitsapparates leben in dem Viertel. Die Kämpfe entbrannten, nachdem am Wochenende bei Bombenanschlägen auf Regierungsgebäude in Damaskus und Aleppo rund 30 Menschen ums Leben kamen.

Hischam Dschaber, ein libanesischer Oberst im Ruhestand sagte derweil: „Bisher beschränkt sich die Fahnenflucht auf die niedrigen Dienstgrade in der Armee.“ Militärisch habe das Assad-Regime noch immer die Oberhand.