Ermittler gerieten gestern in der Provinz Kandahar unter Beschuss. 2000 Studenten protestierten in Dschalalabad gegen die US-Truppen.

Kabul. Nach dem Amoklauf eines US-Soldaten in Afghanistan ist gestern eine hochrangige Delegation bei Ermittlungen zu dem Massaker unter Beschuss geraten. Bei dem Angriff mutmaßlicher Aufständischer nahe einer Dorfmoschee in der Provinz Kandahar wurden nach offiziellen Angaben ein Soldat getötet und ein Zivilist verletzt. Zu der Delegation gehörten zwei Brüder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, die jedoch unverletzt blieben. Bei dem Amoklauf am Wochenende waren mindestens 16 Dorfbewohner getötet worden, darunter viele Frauen und Kinder.

Während des Besuchs der Delegation warfen viele Bewohner der Gegend der afghanischen Regierung vor, sie verteidige die Amerikaner. Wegen des Angriffs wurde der Besuch vorzeitig abgebrochen. Zuvor hatte die Abordnung noch Entschädigungszahlungen von 2000 Dollar für jeden Toten und 1000 Dollar für jeden Verletzten verteilt.

+++ 16 Tote bei Amoklauf von US-Soldat +++

Die Wut über das Massaker schlug sich auch in Protesten nieder. In Dschalalabad demonstrierten rund 2000 Studenten gegen die US-Truppen und riefen "Tod für Amerika". Sie forderten von Präsident Karsai, ein mit den USA geplantes Militärabkommen nicht zu unterzeichnen. Zugleich verlangten sie, den mutmaßlichen Amokläufer in Afghanistan vor Gericht zu stellen.

Aus Nato-Kreisen verlautete, es sei noch unklar, ob der Soldat in den USA oder in Afghanistan angeklagt werde. In jedem Fall aber werde ihm wegen eines Abkommens zwischen beiden Staaten der Prozess nach amerikanischem Recht gemacht. US-Verteidigungsminister Leon Panetta schloss nicht aus, dass am Ende des Verfahrens die Todesstrafe stehen könnte.

Nach US-Angaben handelt es sich bei dem mutmaßlichen Amokläufer um einen verheirateten Vater von drei Kindern, der zum ersten Mal in Afghanistan eingesetzt war. Ein US-Regierungsvertreter sagte, der als Scharfschütze ausgebildete Soldat leide unter einer Hirnverletzung, die er sich bei einem Einsatz im Irak 2010 zugezogen habe.

Die radikalislamischen Taliban kündigten Vergeltung für den Amoklauf an. Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid bezeichnete die US-Truppen als "amerikanische Tiere". Die Mudschahedin würden nun "Rache üben und mit Allahs Hilfe eure sadistischen mörderischen Soldaten töten und enthaupten". (rtr/dapd)