Im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet sind bei einem Anschlag auf eine schiitische Moschee mindestens 21 Menschen gestorben.

Islamabad. Im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan sind bei einem Selbstmordanschlag auf eine schiitische Moschee mehr als 20 Menschen getötet worden. 45 Menschen seien bei dem Attentat verletzt worden, 20 davon lebensgefährlich. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen detonierte die Bombe unmittelbar nach dem Freitagsgebet mit so großer Wucht, dass auch mehrere in der Nähe geparkte Autos zerstört wurden. Der Tod von 21 Menschen sei bestätigt, hieß es aus dem Krankenhaus in dem Ort Parachinar im Stammesgebiet Kurram.

+++Pakistan rutscht immer tiefer in die Staatskrise+++

Parachinar ist der größte Ort in Kurram. In dem Stammesgebiet kommt es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der sunnitischen Mehrheit und der schiitischen Minderheit. Besonders im Jahr 2009 eskalierte die Gewalt zwischen den Religionsgruppen, als verfeindete Stammesangehörige gegenseitig Dörfer angriffen. Bei den Kämpfen – an denen sich auch die sunnitischen Taliban beteiligten - starben Hunderte Menschen.

Auf einem Gipfeltreffen zwischen Pakistan, Afghanistan und Iran am Freitag in Islamabad haben der pskistnaische Präsident Asif Ali Zardari und sein iranischer Amtskollege Mahmud Ahmadinedschad dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai „volle Unterstützung“ für einen afghanisch geführten Friedensprozess mit den Taliban zugesagt. Die Staatschefs der drei Nachbarstaaten gaben dazu eine gemeinsame Erklärung ab.

In einem vor dem Treffen veröffentlichten Interview des „Wall Street Journals“ hatte Karsai bestätigt, dass die USA und Afghanistan Geheimverhandlungen mit den Taliban begonnen haben. Die Taliban dementierten daraufhin Gespräche mit der afghanischen Regierung auf das Schärfste. In einer im Internet veröffentlichten Erklärung der Taliban hieß es, die Aufständischen hätten nicht mit der „Marionettenregierung“ gesprochen.Karsai war am Donnerstagabend mit dem pakistanischen Premierminister Yousuf Raza Gilani und Armeechef General Ashfaq Parvez Kayani zusammengekommen. Aus pakistanischen Regierungskreisen hieß es: „Karsai hat die zivile und militärische Führung Pakistans wieder und wieder darum gebeten, seine Regierung dabei zu unterstützen, Kontakte mit den Taliban herzustellen.“

Die afghanische Regierung wirft Pakistan immer wieder vor, Friedensgespräche mit den Taliban nicht zu unterstützen oder sogar zu sabotieren. Besonders scharf kritisiert wird dabei der Militärgeheimdienst ISI. Islamabad dementiert das regelmäßig. Die Führung der afghanischen Taliban wird in Pakistan vermutet. Die Regierung in Kabul und auch westliche Staaten versuchen seit langem, die Taliban an den Verhandlungstisch zu bekommen. Bislang gibt es zwischen den Konfliktparteien nur Gespräche über mögliche Verhandlungen. Echte Friedensgespräche sind noch nicht absehbar.

Karsai hatte dem „Wall Street Journal“ gesagt, Pakistans Kooperation würde Verhandlungen „für uns, für die Taliban und für die USA“ einfacher machen. Auf eine entsprechende Frage sagte Karsai in dem Interview, er hoffe, dass der pakistanische Militärgeheimdienst ISI bereit dazu sei, Aufständische in Afghanistan nicht mehr zu unterstützen. Mehr als „Hoffnungen“ habe er hinsichtlich der Kooperation Pakistans aber weiterhin nicht.

Ahmadinedschad machte nach dem Gipfel am Freitag die ausländischen Truppen in Afghanistan für die verheerende Lage in der Gegend verantwortlich. „Die Probleme sind der Region aufgezwungen worden“, sagte er. „Alle Probleme kommen von außen. Die Probleme der Region müssen regional gelöst werden.“ Das Treffen in Islamabad war der dritte Gipfel des Irans, Pakistans und Afghanistans seit 2009. Die beiden vorangegangenen Treffen hatten in Teheran stattgefunden, das nächste ist Ende des Jahres in der afghanischen Hauptstadt Kabul geplant.

Mit Material von dpa