Außenminister Lawrow und Geheimdienstchef Fradkow trafen am Dienstag zu Gesprächen in Damaskus ein. Militär setzt Angriffe auf Homs fort.

Damaskus/Moskau. Der russsiche Außenminister Sergej Lawrow hat bei seinem Besuch in der syrischen Hauptstadt Damaskus Verständnis für das Vorgehen von Präsident Baschar al-Assad im Konflikt mit der Opposition geäußert. „Jeder Führer in jedem Land sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein“, sagte Lawrow zu Beginn des Treffens mit Assad am Dienstag. „Sie sind sich Ihrer (Verantwortung) bewusst“, ergänzte Lawrow nach Angaben der russischen Agentur Interfax. „Es ist in unserem Interesse, dass die arabischen Völker in Frieden und Harmonie leben.“ Lawrow traf am Dienstag in Begleitung des Auslandsgeheimdienstchefs Michail Fradkow in Syrien ein. Unterdessen geht der Beschuss auf die syrische Protesthochburg unvermindert Homs weiter.

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Moskau bekräftigt mit seinen Äußerungen seine international umstrittene Haltung im Syrien-Konflikt. Die Uno-Vetomächte Russland und China waren nach ihrer Blockade einer westlichen Resolution gegen Syrien im Weltsicherheitsrat international in die Kritik geraten. Im Mittelpunkt des Treffens Lawrows stehen Verhandlungen über eine Beendigung der Gewalt in Syrien. Angaben zum Inhalt der Gespräche hatte der Außenminister vor seiner Reise abgelehnt. Angeblich übergibt Lawrow eine Botschaft von Präsident Dmitri Medwedew. Möglicherweise werde auch eine Neuaufnahme der Beobachtermission der Arabischen Liga besprochen, berichteten russische Medien. Medienberichten zufolge könnte das Ziel der Mission sein, Assad zu einem kontrollierten Machtverzicht zu bewegen, der Russland die Wahrung seines Einflusses in Syrien ermöglicht.

Lawrow und Fradkow wurden in einer Autokolonne vom Flughafen zu Assads Residenz außerhalb von Damaskus gefahren. Am Straßenrand hätten jubelnde Menschen russische Fahnen geschwenkt und „Danke, Russland“ gerufen, meldete Interfax. Auch in der Stadt Aleppo soll es eine Pro-Russland-Kundgebung gegeben haben. Die Menschen dankten Russland dafür, dass es eine Verurteilung Syriens im Weltsicherheitsrat verhindert hatte.

China erwägt unterdessen für eine Lösung der Krise die Entsendung von Regierungsvertretern in mehrere Länder der Region. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking wiederholte am Dienstag, China wolle ein Ende der Gewalt in Syrien durch Dialog erreichen. Gemeinsam mit Russland hatte China am Wochenende eine Resolution gegen das Regime von Präsident Assad im Uno-Sicherheitsrat verhindert. Zur Begründung erklärte Peking, die Resolution sei vorschnell zur Abstimmung gebracht worden. Europa, die USA und zahlreiche arabische Staaten hatten den Widerstand der beiden Veto-Mächte heftig kritisiert.

Vor Ankunft der Vertreter aus Russland haben die syrischen Streitkräfte am Dienstag ihre Angriffe auf Wohnviertel in der Stadt Homs fortgesetzt. Der Nachrichtensender Al-Arabija strahlte am Morgen Live-Aufnahmen aus der Hochburg der Gegner von Assad aus, auf denen deutlich der Einschlag von Granaten zu hören ist. Die sogenannten Revolutionskomitees berichteten, seit Montagmorgen seien landesweit 128 Menschen getötet worden, davon alleine 95 in Homs.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, die Sicherheitskräfte verfolgten in Homs „bewaffnete Terrorgruppen“. Am Montag hätten sie „Dutzende Terroristen“ getötet. Sechs Angehörige der Sicherheitskräfte seien bei Gefechten dort getötet worden. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte am Montag erklärt, er sei entsetzt über die Gewalt in Homs. Seit dem Beginn der anfangs noch friedlichen Proteste März 2011 sollen in Syrien rund 6000 Menschen ums Leben gekommen sein. Viele von ihnen starben nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen durch Folter.

Mit Material von dpa/dapd