Spanien will Dringlichkeitssitzung. Startverbot auf sieben deutschen Flughäfen für wenige Stunden gelockert.

Hamburg. Hunderttausende Flugreisende sitzen seit Tagen fest, auf Straßen und Schienen herrscht Ausnahmezustand, die Bundeskanzlerin fuhr mit Auto und Bus von Rom nach Berlin: Die Aschewolke aus dem isländischen Vulkan Eyjafjallajökull hat in Europa ein noch nie da gewesenes Reisechaos ausgelöst und das politische Leben zum Teil gelähmt. Seit Donnerstag fielen mehr als 63 000 Flüge aus.

Eine Entwarnung ist nicht in Sicht. Der Vulkan spuckt weiter Asche und Rauch. "Erst wenn das Wasser ausgeht, wird der Vulkan friedlich werden", sagt der Würzburger Vulkanologe Bernd Zimanowski. Bisher sei die einen Kubikkilometer große Eisschicht erst zu 20 bis 30 Prozent aufgebraucht.

Die EU hat für heute einen Krisengipfel der Verkehrsminister einberufen. "Es geht darum, eine konkretere Lösung für die Einschätzung der tatsächlichen Gefahr zu finden", sagte Spaniens Staatssekretär für Europapolitik, Diego López Garrido, gestern in Brüssel. Spanien hält derzeit den EU-Ratsvorsitz. Der Verkehrsausschuss des Bundestages will morgen über Konsequenzen der Flugverbote beraten.

Viele Fluggesellschaften bezweifeln inzwischen, ob die Verbote überhaupt notwendig waren. Sie werfen Meteorologen und Vulkanologen vor, keine genauen Messdaten über die Aschekonzentration am Himmel zu haben. In Deutschland sei nicht mal ein Wetterballon zur Messung des Vulkanstaubs in der Luft, rügte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold. "Die Schließung des Luftraums erfolgte ausschließlich aufgrund der Daten einer Computersimulation", sagte er der "Bild am Sonntag". Die Lufthansa ließ am Sonnabend zehn Jets ohne Passagiere zu anderen Airports fliegen. In Höhen bis zu 8000 Metern hätten sie "keinen Kratzer" erlitten, sagte ein Sprecher.

Gestern Nachmittag schien sich eine leichte Entspannung abzuzeichnen. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) erlaubte an sieben der 16 internationalen Airports in der Bundesrepublik wieder den Flugbetrieb - um ihn wenige Stunden später wieder zu untersagen. Die erste Maschine, die seit Beginn der Flugverbote Deutschland erreichte, war ein TUI-Jet, der mit 165 Urlaubern aus Gran Canaria um 20.07 Uhr in Hannover landete. An der prekären Lage änderte das nichts: 150 000 deutsche Pauschalreisende konnten weder nach Hause noch an ihre Ferienziele fliegen. Gestern Abend entschied die DFS: Alle deutschen Flughäfen bleiben heute bis mindestens 14 Uhr geschlossen. Allein in Hamburg sind bisher 130 000 Passagiere von dem Flugverbot betroffen.