Der Luftraum im Norden Europas ist bei normalem Betrieb der dichteste der Welt. Jedes Jahr starten und landen allein in Paris 525 000 Maschinen. An den Londoner Flughäfen Heathrow, Gatwick und Stansted sind es 466 000 Starts und Landungen, in Frankfurt 463 000 und in Amsterdam 407 000.

"Hamburg Journal"-Moderatorin Julia-Niharika Sen sitzt in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi fest. Gestern hätte sie wieder auf dem Bildschirm zu sehen sein sollen. "Ich würde eigentlich sehr gerne wieder arbeiten", sagte Sen, die die ganze Woche moderieren sollte. "Aber der nächste bestätigte Flug, der mir angeboten wurde, geht erst in knapp einer Woche."

Glück gehabt hat hingegen die Schauspielerin Sophie Schütt, die bereits vor einer Woche nach Hamburg zurückkehrte. Zuvor war sie für Dreharbeiten in Australien und Neuseeland gewesen.

Das Orchester der Dresdner Philharmonie sitzt auf Mallorca fest. Die Musiker befanden sich auf dem Rückflug von einem Konzert im spanischen Valencia. Nach einem planmäßigen Zwischenstopp auf dem Flughafen von Palma de Mallorca wurde der Luftraum gesperrt.

Den rund 700 Fluggästen, die im Transitbereich des Frankfurter Flughafens festsitzen, wird der Zwangsaufenthalt so bequem wie möglich gemacht. Kleinkünstler wurden vor allem zur Unterhaltung der Kinder angeheuert. Duschmöglichkeiten werden zur Verfügung gestellt, ebenso frische Handtücher und saubere Unterwäsche.

Die Aschewolke behindert auch die Feierlichkeiten zum 450. Todestag des Reformators Philipp Melanchthon in der Lutherstadt Wittenberg. Eine Delegation der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands konnte ebenso wenig anreisen wie der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Thomas Wipf.

Bei der Deutschen Post bleibt die Inlandszustellung von Briefen, Eilsendungen und Paketen weitgehend unberührt von dem Flugverbot. Der Großteil der Sendungen werde seit Jahren über den Landweg verschickt, sagte Post-Sprecher Stefan Heß.

Tausende in russischen Flughäfen festsitzende Transitreisende aus dem Ausland, darunter auch Deutsche, sollen im Schnellverfahren ein Drei-Tages-Visum erhalten. Mit dem Dokument dürfen sie sich in der Stadt Verpflegung besorgen oder ins Hotel ziehen.

Der französische Philosoph Alain Finkielkraut rät den von der Vulkanaschewolke gestressten Europäern zu Gelassenheit. Die Menschen glaubten sich "ohne Partner und Gegner" auf der Erde. Die Aschewolke belehre sie eines Besseren.

Die Folgen der Flugausfälle werden in den kommenden Tagen auch im Supermarkt zu spüren sein - zumindest die Gourmets dürften dann darben. Bei Steaks aus Argentinien, Barsch aus dem Viktoria-See in Afrika oder Kräutern aus Israel kann es knapp werden, weil sie nicht mehr angeliefert werden können.