Seine fremdenfeindliche Partei PVV erringt Erfolge bei den Kommunalwahlen und ist nach einer Umfrage drittstärkste Kraft in den Niederlanden.

Hamburg/Den Haag. Die Adresse seiner Privatwohnung wird als Geheimnis behandelt. Verlässt er sie, begleiten ihn Leibwächter. Und sie sitzen auch vor seinem Abgeordnetenbüro in einem Seitenflügel des niederländischen Parlaments. Geert Wilders hat viele Feinde - und die erbittertsten davon dürften Muslime sein. Denn mit teilweise blindwütigen Angriffen wendet sich Wilders gegen eine "Islamisierung" der Niederlande.

Der 1963 in Venlo an der niederländisch-deutschen Grenze geborene Wilders ist Vorsitzender der Partei für die Freiheit (PVV) und sitzt seit 1998 in der Zweiten Kammer der Generalstaaten, des Parlaments.

Und knapp drei Monate vor den Parlamentswahlen in den Niederlanden am 9. Juni hat Wilders PVV bei den Kommunalwahlen in zwei Großstädten - Almere und Den Haag - bemerkenswerte Erfolge errungen. In dem knapp 190 000 Einwohner zählenden Almere kam die PVV auf 21,6 Prozent - die bislang dort regierende sozialdemokratische Arbeitspartei PvdA erreichte nur noch 17,6 Prozent der Stimmen. In der Hauptstadt Den Haag blieben die Sozialdemokraten zwar noch stärkste Kraft und holten zehn Sitze - aber die PVV ist mit acht Sitzen dichtauf. "Die Kommunalwahlen sind ein Sprungbrett für unseren Sieg", rief Wilders seinen Anhängern zu. Was in Almere und Den Haag möglich sei, das sei auch im ganzen Land möglich. "Wir werden die Niederlande zurückerobern von der linken Elite, die immer noch an den Islam, an Multikulti, an den Unsinn von Entwicklungshilfe und an den europäischen Superstaat glaubt."

Eine Umfrage, die zeitgleich mit den Kommunalwahlen veranstaltet wurde, zeigte die PVV inzwischen schon mit prognostizierten 24 Mandaten als drittstärkste Kraft in der niederländischen Politik hinter Christdemokraten mit 29 Mandaten und Sozialdemokraten mit 27 Mandaten. Wilders ist sogar der Auffassung, dass die PVV im Juni noch weit besser abschneiden wird. Die großen etablierten Parteien bekommen den diffusen Zorn der Bürger im Zuge der Wirtschaftskrise zu spüren.

Die Parlamentswahlen sind nötig geworden, nachdem die Regierungskoalition unter dem christdemokratischen Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende im Streit um den Einsatz in Afghanistan zerbrochen war.

Die PVV gilt Politologen ihrem Verhältnis zu Ausländern, vor allem aber dem Islam nach als neo-rechtsradikal.

Wilders hatte 2008 internationales Aufsehen erregt, als er den anti-islamischen Propagandafilm "Fitna" (etwa: Aufruhr) gedreht und ins Internet gestellt hatte. Darin porträtierte er den Islam als Quell des Terrorismus. Dafür droht ihm ein Prozess wegen Volksverhetzung.

Als Politiker fordert Wilders ein Verbot des Koran, den er mit dem Buch "Mein Kampf" von Adolf Hitler vergleicht, ferner einen Baustopp für Moscheen, ein Kopftuchverbot und ein Zuwanderungsverbot für Muslime. Ferner regte Wilders die Bildung von "Stadtkommandos" an, die "marokkanische Straßenterroristen" und andere gewalttätige Jugendliche mit muslimischem Migrationshintergrund bekämpfen sollen. Mit Menschen, die "dem Islam verfallen" seien, könnten christliche oder jüdische Niederländer nicht zusammenleben, erklärte der PVV-Cef.

Zur Illustration der prekären Lage in den Niederlanden verweist Wilders ständig auf die Ermordung zweier anderer prominenter niederländischer Islam-Gegner. Der Professor Pim Fortuyn, Chef einer kleinen Partei, hatte den Islam als Bedrohung für die niederländische Gesellschaft dargestellt und einen Kalten Krieg mit dem Islam gefordert. Er wurde im Mai 2002 ermordet; sein Denkmal steht in Rotterdam.

Der anti-islamische Regisseur und Berufsprovokateur Theo van Gogh, Urenkel des Bruders von Vincent van Gogh, war im November 2004 von dem islamischen Fundamentalisten Mohammed Bouyeri buchstäblich abgeschlachtet worden. Bouyeri heftete mit einem Messer an die Leiche ein Bekennerschreiben sowie eine Morddrohung an die aus Somalia stammende niederländische Politikerin und Islam-Kritikerin Ayaan Hirsi Ali. Sie ist aus Angst vor Attentaten untergetaucht. Nach beiden Bluttaten kam es zu anti-islamischen Unruhen in den Niederlanden.