Ausgerechnet in den Niederlanden, Hort widerborstiger Liberalität und haschischumwölkter Coffeeshops, greift eine ausländerfeindliche Partei nach der Macht. Doch die jüngsten Wahlerfolge des Rechtspopulisten Geert Wilders und seiner obskuren Freiheitspartei als kurzatmiges Aufbäumen einer Handvoll Rassisten abzutun, griffe in gefährlicher Weise zu kurz.

Wilders vermag nur deshalb mit teilweise hetzerischen Parolen Triumphe einzufahren, weil sich die etablierten Parteien der Konfrontation mit unangenehmen Wahrheiten verweigern.

So stellen nicht nur in Holland Jugendliche mit islamischem Migrationshintergrund den Löwenanteil der Intensivtäter. Und es ist kein Geheimnis, dass ein archaisches Islam-Verständnis häufig die Folie liefert für Bildungsferne, Arbeitslosigkeit, soziale Isolation und Neigung zur Gewalt. Die Fragen, die Wilders aufwirft, sind die richtigen und harren der Lösung - allerdings sind seine Antworten die falschen. Törichte Forderungen wie nach einem Verbot des Korans und nach Schließung der Moscheen blockieren jede seriöse Suche nach Lösungen. Es geht im Kern gar nicht um Religion - sondern um die Verhinderung von deren Pervertierung.

Die Tatsachen, dass mit Pim Fortuyn und Theo van Gogh bereits zwei prominente niederländische Islam-Kritiker ermordet wurden und Wilders keinen Schritt mehr ohne Leibwächter gehen kann, zeigen, dass sich die Problematik gefährlich zugespitzt hat.

Schutz vor faschistoiden Tendenzen kann nur eine Politik bieten, die mit Entschiedenheit die Errungenschaften der europäischen Zivilisation, darunter die Gleichberechtigung der Frau, verteidigt und alle Bürger nachdrücklich zu deren Respektierung verpflichtet. Tatenlos dem Anwachsen muslimi-scher Parallelgesellschaften zuzusehen, demontiert das Erbe der europäischen Aufklärung. Dabei könnte gerade aus einem liberalen Euro-Islam ein Richtfeuer für die ganze islamische Welt erwachsen.