US-Präsident Obama hat die Geheimdienste ins Weiße Haus bestellt. Sie sollen die jüngsten Sicherheitspannen erklären.

Washington. US-Präsident Barack Obama war mit den Sicherheitsbehörden seines Landes nach dem vereitelten Anschlag auf ein US-Flugzeug hart ins Gericht gegangen. Von „katastrophalen Sicherheitsmängeln“, die „vollkommen inakzeptabel“ seien, sprach Obama kurz nach dem Vorfall und kündigte personelle Folgen an.

Heute lässt der Präsident die Verantwortlichen im Weißen Haus antreten. Sie sollen ihm erklären, wie es zu der Panne kommen konnte und welche Konsequenzen aus ihr gezogen werden sollen. Es sollen die Schwachstellen in der Zusammenarbeit der diversen amerikanischen Sicherheitsbehörden gefunden werden. Im Mittelpunkt des Treffens steht die Frage, warum Warnungen und Hinweise nicht ernst genug genommen wurden. An den Gesprächen in den abhörsicheren Räumen im Weißen Haus nimmt auch Außenministerin Hillary Clinton teil.


Obama hatte vergangenen Woche kritisiert, der 23-jährige Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab, der am ersten Weihnachtstag ein US-Passagierflugzeug beim Landeanflug auf Detroit sprengen wollte, hätte nach den vorliegenden Hinweisen niemals ein US-Flugzeug betreten dürfen. Unter anderem hatte der Vater des Mannes die US-Botschaft in Nigeria und den Geheimdienst CIA vor der Radikalisierung seines Sohnes gewarnt.

Als erste Konsequenz aus dem verhinderten Attentat überprüfen die USA zurzeit sämtliche Listen mit Namen von Terrorverdächtigen. Es sei möglich, dass zuvor „tausende Namen“ von den Listen entfernt oder auf andere Listen übertragen worden seien, sagte Obamas Sprecher Bill Burton in Washington.

Bereits am Montag hatten die USA zudem ihre Sicherheitskontrollen an den Flughäfen deutlich verschärft. Vor allem Reisende aus 14 Ländern, darunter Afghanistan, Jemen, Libyen, Pakistan, Nigeria, Somalia und Kuba, werden ab sofort systematisch abgetastet und mit einem Körperscanner durchleuchtet.

Doch nicht nur im eigenen Land verschärft die US-Regierung den Anti-Terror-Kampf. Auch der Jemen rückt verstärkt ins Visier der Behörden. Die US-Regierung sieht die al-Qaida im Jemen als Drahtzieher des versuchten Anschlags. Die Lage dort stellt nach Ansicht von Clinton eine Bedrohung für die ganze Welt dar. „Die Instabilität im Jemen ist eine Bedrohung der regionalen Stabilität und sogar der globalen Stabilität“, sagte Clinton am Montag in Washington. Es müsse verhindert werden, dass al-Qaida das südarabische Land weiterhin als Basis für Terrorattacken nutze. Dabei müsse die internationale Gemeinschaft die Regierung in Sanaa stärker als bisher unterstützen.

Allerdings machten die USA deutlich, dass sie nach Afghanistan, Pakistan und dem Irak keine neue Front im Jemen eröffnen wollten. Der Terrorismusexperte des US-Heimatschutzministeriums, John Brennan, sagte am Sonntag dem TV- Sender Fox News, es gebe keine Pläne, amerikanische Soldaten dorthin zu schicken.

Die Regierung im Jemen zeigte sich zwar offen für eine technische Unterstützung im Kampf gegen al-Qaida-Terroristen. Die Souveränität des Landes dürfe aber nicht verletzt werden.

Die wegen befürchteter Anschläge seit Sonntag geschlossene US- Botschaft im Jemen öffnete am Dienstag wieder. Das berichtete der Fernsehsender CNN am Montagabend (Ortszeit) unter Berufung auf einen leitenden Beamten des Außenministeriums in Washington. Neben den Botschaften der USA und Großbritanniens empfingen am Montag auch die Botschaften von Spanien, Japan und Frankreich keine Besucher mehr. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte, der Dienstbetrieb in der deutschen Botschaft werde fortgesetzt, aber die Sicherheitsvorkehrungen würden verschärft. „Die Visa-Erteilung wurde eingeschränkt, deshalb kommt es derzeit zu einem reduzierten Besucherverkehr“, fügte er hinzu.