Der Iran hat den Bau von fünf neuer Anlagen zur Urananreicherung angekündigt und stellt die Zusammenarbeit mit der IAEA-Atomaufsicht in Frage.

Teheran. Der Iran hat den Bau mehrerer neuer Anlagen zur Urananreicherung angekündigt. Wie staatliche iranische Medien am Sonntag berichteten, wurde die Atomenergiebehörde des Landes angewiesen, an fünf Standorten mit dem Bau neuer Anlagen zu beginnen. Fünf weitere Standorte sollen demnach in den nächsten beiden Monaten ausgewiesen werden. Präsident Mahmud Ahmadinedschad kündigte ferner an, sein Kabinett werde am Mittwoch über einen Plan beraten, Uran mit einem Anreicherungsgrad von 20 Prozent herzustellen.

Die Uran-Anreicherung im Iran ist seit Jahren ein Streitpunkt in den Beziehungen des Landes mit dem Westen, weil sich hochangereichertes Uran als spaltbares Material für den Bau von Atombomben eignet. Teheran betont indes immer wieder, die Nutzung der Atomkraft diene ausschließlich zivilen Zwecken. Zuvor hatte der Iran nach der ihm erteilten Rüge durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) angekündigt, die Zusammenarbeit mit der UN-Organisation deutlich einschränken. Das iranische Fernsehen berichtete am Sonntag, 226 von 290 Abgeordneten unterzeichneten einen entsprechenden Brief an die Regierung in Teheran.

Parlamentspräsident Ali Laridschani kündigte Konsequenzen an. In dem Schreiben fordern die Abgeordneten die Regierung auf, „schnell“ einen Plan zur Einschränkung der Zusammenarbeit mit der IAEA zu erarbeiten und dem Parlament zur Abstimmung vorzulegen. Sie werfen US-Präsident Barack Obama vor, dem „gleichen Weg zu folgen“ wie sein Vorgänger George W. Bush. Die Regierung solle ihr Atomprogramm „ohne die geringste Verzögerung“ fortsetzen.

Laridschani, der frühere Chefunterhändler bei den Atomverhandlungen mit der Europäischen Union, sagte vor den Abgeordneten, die iranische Regierung könne die Zusammenarbeit mit der IAEA „ernsthaft“ reduzieren. Die USA und die anderen Mitglieder der sogenannten Sechsergruppe müssten ihre Einstellung zum Iran ändern. Durch ihre „veralteten Spielchen“ und „lächerliche Zuckerbrot-und-Peitsche-Politik“ würden sie keine weiteren Verhandlungen über das iranische Atomprogramm erreichen.

Der Gouverneursrat der UN-Atomenergiebehörde hatte den Iran am Freitag für sein Verhalten im Atomstreit verurteilt. In der Resolution wird Teheran aufgefordert, den Bau seiner zweiten Uran-Anreicherungsanlage nahe der Stadt Ghom „umgehend auszusetzen“. Von den 35 Mitgliedern des Gouverneursrats stimmten 25 für die von Deutschland und den fünf ständigen UN-Sicherheitsratsmitgliedern eingebrachte Resolution, auch China und Russland. Der Iran hatte zuvor die Übergabe seines schwach angereicherten Urans zur weiteren Anreicherung ins Ausland an weitreichende Bedingungen geknüpft. Teheran forderte den zeitgleichen Austausch des auf 3,5 Prozent schwach angereicherten Materials auf seinem Territorium gegen Uran mit einem Anreicherungsgrad von 20 Prozent. Zur Begründung hieß es, der Iran brauche eine Garantie dafür, dass er für seinen Forschungsreaktor in Teheran tatsächlich das dafür im Ausland angereicherte Uran erhalte. Das wiederum lehnte die IAEA ab.

Teheran pocht auf sein Recht zur zivilen Nutzung der Atomenergie und verweist darauf, dass es im Gegensatz etwa zur inoffiziellen Atommacht Israel den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet hat. Dagegen beschuldigen die USA und ihre Verbündeten, insbesondere Israel, den Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Kernkraft an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten.