Tagelang kämpfte die pakistanische Armee um die Taliban-Hochburg Kotkai in Süd-Waziristan. Viele Menschen flohen vor den Angriffen.

Peshawar. Nach tagelangen erbitterten Kämpfen um die Taliban-Hochburg Kotkai in Süd-Waziristan hat die pakistanische Armee das Heimatdorf des gesuchten Taliban-Führers Hakimullah Mehsud eingenommen. Kotkai sei in der Nacht besetzt worden und werde derzeit geräumt, erklärte ein Armeemitglied. Washington kündigte einen „baldigen Besuch“ von US-Außenministerin Hillary Clinton in Pakistan an.

Die Besetzung des Dorfes sei ein „wichtiger Durchbruch“, da es nicht nur eine Taliban-Hochburg, sondern auch die Geburtsstadt von Mehsud und Qari Hussain sei, sagte der Sprecher. Mehsud ist der Anführer der islamistischen Gruppierung Tehreek-e-Taliban (TTP), Hussain gilt ebenfalls als ranghohes TTP-Mitglied. Die Gruppierung wird für die Mehrzahl der Anschläge in Pakistan in den vergangenen beiden Jahren verantwortlich gemacht, durch die fast 2300 Menschen starben.

Nach Angaben eines weiteren Armeeangehörigen hatten die Sicherheitskräfte das Dorf seit Montag umstellt und sich seitdem erbitterte Kämpfe mit den Taliban geliefert. Kampfflieger und Hubschrauber beschossen mutmaßliche Stellungen der Aufständischen in der Umgebung. Über den Verbleib der Taliban-Führer wurde zunächst nichts bekannt. Aus Sicherheitskreisen verlautete, die Auseinandersetzungen seien beendet.

Die pakistanische Armee hatte am vergangenen Sonnabend ihre Offensive in Süd-Waziristan begonnen und etwa 30.000 Soldaten in den Kampf gegen schätzungsweise bis zu 12.000 Taliban-Rebellen geschickt. Seitdem wurden nach pakistanischen Angaben mehr als 160 Aufständische und 23 pakistanische Soldaten getötet. Bei den endgültigen Kämpfen um Kotkai starben demnach zwölf Aufständische und drei pakistanische Soldaten. Die Zahlen sind jedoch wegen der abgeschotteten Einsatzgebiete nur schwer von unabhängiger Seite zu bestätigen. Nach Ansicht des Militärs könnte die zunächst auf sechs bis acht Wochen angesetzte Bodenoffensive wegen des schwierig zu erreichenden und gefährlichen Kampfgebietes zudem deutlich länger dauern.

Das US-Außenministerium kündigte unterdessen einen „baldigen Besuch“ Clintons in Pakistan an. Aus Sicherheitsgründen könne jedoch kein genaues Datum genannt werden, sagte US-Außenamtssprecher P.J. Crowley am Freitag in Washington. Der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, lobte am Freitag die „Entschlossenheit“ Pakistans, gegen die Taliban vorzugehen. Die USA seien „sehr beeindruckt“ davon, wieviele Truppen sie für die Bodenoffensive mobilisiert hätten, sagte er in Washington.

Die USA unterstützen die pakistanische Offensive auch militärisch. Bei einem US-Drohnenangriff in den pakistanischen Stammesregionen an der Grenze zu Afghanistan wurden am Sonnabend mindestens 14 Menschen getötet. Bei dem Angriff sei ein Haus in dem Dorf Damadola im Bezirk Bajaur getroffen worden, sagte ein örtlicher Behördenvorsteher. Bei den Toten handelte es sich nach Angaben pakistanischer Sicherheitskräfte um aufständische Islamisten, drei von ihnen seien „ausländische Kämpfer“.