Das Hosentragen ist für sudanesische Frauen in der Öffentlichkeit verboten. Eine bekannte Reporterin kümmerte sich nicht darum und muss nun ein Urteil fürchten, das ihr körperliche Schmerzen einbringen könnte. Doch Lubna Ahmed el Hussein würde im Kampf um Frauenrechte auch 40 000 Peitschenhiebe akzeptieren.

Kairo/Hamburg. Sie trug im Restaurant eine Hose und soll nun zu Peitschenhieben verurteilt werden. Die bekannte sudanesische Journalistin Lubna Ahmed el Hussein will im Kampf für die Rechte der Frauen in ihrem Land bis vor das Verfassungsgericht des Sudan ziehen. „Ich bin auf alle Möglichkeiten gefasst“, sagte Hussein. Ihr drohen 40 Peitschenhiebe. Sie sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie habe „absolut keine Angst“. Notfalls wäre sie bereit, „nicht 40 sondern 40 000 Peitschenhiebe“ über sich ergehen zu lassen.

Der Prozess wurde allerdings vertagt. Aus Protest gegen das Verfahren waren in der Hauptstadt Khartum mehr als hundert Frauen auf die Straße gegangen. Sie hielten Transparente mit Sprüchen wie „Gegen das Auspeitschen“ in den Händen. Durch das Interesse der Öffentlichkeit sei ihr Kampf schon halb gewonnen, sagte Hussein. „Ich will, dass die Menschen Bescheid wissen.“

Sie habe Anfang Juli in einem Restaurant gesessen, als Polizisten hereinkamen und alle Frauen in Hosen aufforderten mitzukommen. Zehn der zwölf betroffenen Frauen seien zwei Tage später auf einer Polizeiwache mit je zehn Peitschenhieben für ihre „unschickliche“ Kleidung bestraft worden. Die übrigen, darunter sie selbst, seien gemäß Paragraph 152 des sudanesischen Strafrechts angeklagt worden, sagte Hussein.

Dieser Paragraph sieht Peitschenhiebe für unschickliches Verhalten vor, das „die öffentliche Moral verletzt“. „Mein Ziel ist es, dass der Paragraph 152 abgeschafft wird“, sagte Hussein. Der Paragraph widerspreche der Verfassung und der Scharia – dem islamischen Recht, das im Norden des Sudans gilt.

Zehntausende Frauen und junge Mädchen seien in den vergangenen zwei Jahrzehnten wegen ihrer Kleidung ausgepeitscht worden, sagte Hussein. „Im Sudan ist das keine Seltenheit.“ Aus Angst vor einem Skandal habe sich aber bislang keine von ihnen getraut, dagegen vorzugehen. Hussein, die auch für die Uno arbeitete, hatte ihren Uno-Posten niedergelegt, um dadurch ihre Immunität zu verlieren und gerichtlich belangt werden zu können. „Ich will, dass dieser Prozess weitergeht“, sagte sie bei einer Anhörung in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Zur Verkündigung des Urteils wollte sie erneut eine Hose tragen.