Kampfjets schalteten das feindliche Radar aus und griffen in der Nacht an. 39 Menschen sollen bei dem riskanten und völkerrechtlich umstrittenen Militärschlag getötet worden sein. 17 Lastwagen angeblich zerstört. Keine offiziellen Reaktionen.

Tel Aviv. Israelische Kampfflugzeuge sollen nach Informationen des US-Fernsehsenders CBS Anfang Januar im Sudan einen Konvoi angegriffen haben, der Waffen für militante Palästinenser im Gazastreifen transportierte. Bei dem Angriff sollen 39 Menschen aus Sudan, Eritrea und Äthiopien ums Leben gekommen, berichtete CBS unter Berufung auf US-Regierungskreise. Die 17 Lastwagen seien dabei zerstört worden.

Der Vorfall soll sich rund 1200 Kilometer von Israel entfernt in einem Wüstenstreifen nahe der nordsudanesischen Stadt Port Sudan ereignet haben. Während dieser Zeit waren israelische Truppen im Zuge einer Militäroperation tief in den Gazastreifen vorgestoßen. Die israelische Armee wollte den Bericht wie üblich in solchen Fällen weder bestätigen noch dementieren.

Nach Einschätzung des israelischen Militärexperten Alex Fishman muss es einen "dramatischen Grund" dafür gegeben haben, Ziele in einem souveränen Land anzugreifen und das Leben der eigenen Piloten zu riskieren. Dieser Grund könnten etwa besonders gefährliche Waffen, beispielsweise in Iran gefertigte Raketen mit einer Reichweite von über 70 Kilometer gewesen sein.

Militante Palästinenser hätten mit Raketen von solch großer Reichweite Tel Aviv treffen können, schreibt Fishman in der Tageszeitung "Jediot Achronot".

Der Kommentator verglich die die angebliche Sudan-Operation mit einem "James-Bond-Film". Andere Kommentatoren weisen auf die Schwierigkeit einer solchen Operation hin, wie das Umgehen von Radar-Anlagen anderer Länder sowie das präzise Treffen von Zielen mitten in der Nacht.

Israelische Medien zitierten den sudanesischen Außenminister Deng Alor mit der Äußerung, ihm lägen keinerlei Informationen vor. Dagegen beruft sich das Online-Portal "Sudan Tribune" auf den sudanesischen Staatsminister Mabruk Mubarak Salim, "wonach eine größere Macht mit Waffen beladene Kleintransporter gebombt und zerstört hat".

"Dabei sind Sudanesen, Äthiopier und Eritreaer getötet und andere verletzt worden", sagte Saleem auf einer Pressekonferenz in Kassala. Die unabhängige ägyptische Tageszeitung "Al Shorouk" hatte unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet, dass die US-Armee den Konvoi der Waffenschmuggler angegriffen haben soll.

Israel wirft dem Iran vor, mit Hilfe von Partnern in Somalia, Eritrea, Äthiopien und Ägypten, Waffen, Sprengstoff und Raketen in den Gazastreifen zu schmuggeln. Demnach werden die Waffen in der sudanesischen Hafenstadt Port Sudan entladen und dann mit Lastwagen auf dem Landweg über die ägyptische Sinai-Halbinsel bis zur Grenze zum Gazastreifen transportiert. Dort würden sie durch Tunnel geschmuggelt und in die Hände der radikal-islamischen Hamas übergeben.

Das letzte Mal, als Israel Verantwortung für Geheimoperationen im Sudan übernommen hat, war in den Jahren 1984/85. Damals wurden aus Sudans Nachbarland Äthiopien kommende Juden in den Operationen "Moses und Joschua" nach Israel ausgeflogen.