Regime-Gegner sollen in der Haft in Teheran und anderswo ernsthafte Verletzungen erlitten haben. Die Opposition fordert Aufklärung.

Hamburg. Schauprozesse, Erpressung, Willkür, Folter - das Mullah-Regime hat den Druck gegen die Opposition und den Westen weiter erhöht. Der unterlegene Präsidentschaftskandidat Mahdi Karrubi berichtete gestern von schweren Misshandlungen regierungskritischer Demonstranten in Teheran. Karrubi berichtete auf seiner Website, die iranischen Demonstranten seien im Gefängnis mehrfach vergewaltigt worden - Frauen und Männer. Dies sei ihm von früheren Kommandeuren der Streitkräfte, ranghohen Beamten und ehemaligen Häftlingen zugetragen worden. "Gefangene haben erklärt, dass einige weibliche Häftlinge so schwer vergewaltigt wurden, dass ihre Genitalien verletzt wurden", schrieb Karrubi. "Andere haben grausam junge Männer vergewaltigt, sodass jene ernsthafte Verletzungen, Depressionen und psychische Schäden erlitten."

Er habe die "wirklich beschämenden" Vorfälle an den einflussreichen Ex-Präsidenten und Gegenspieler von Staatschef Mahmud Ahmadinedschad, Haschemi Rafsandschani, gemeldet. Karrubi forderte eine umgehende Aufklärung der Vorwürfe und sprach von einer "Schande" für das herrschende islamische System. Der iranische Polizeichef Ismail Ahmadi Moghaddam hatte am Vortag erstmals die Misshandlung von inhaftierten Demonstranten eingeräumt. Er bestritt aber, dass sie zu Tode gefoltert worden seien. Gestorben seien sie an den Folgen einer Viruserkrankung, sagte er.

Die Opposition berichtete von drei Todesfällen im Gefängnis Kahrizak. Dort kam auch Mohsen Ruholamini ums Leben, Sohn des Wahlleiters des Kandidaten Mohsen Rezai. Nach Darstellung der Gefängnisleitung starb er an Hirnhautentzündung - drei Stunden nach seinem Eintreffen in Kahrizak. Daraufhin hat Religionsführer Ayatollah Ali Chamenei die Schließung der Haftanstalt und die Festnahme der Gefängnisleitung angeordnet. Bei den Protesten gegen die umstrittene Präsidentenwahl mit mindestens 30 Toten waren rund 2000 Oppositionelle festgenommen worden. Derzeit müssen sich mehr als 100 Demonstranten vor Gericht verantworten, unter ihnen die Französin Clotilde Reiss (24) und Hussein Rassam, ein iranisch-stämmiger Angestellter der britischen Botschaft. Ein ranghohes Parlamentsmitglied warf drei festgenommenen US-Bürgern vor, die Proteste nach den Präsidentschaftswahlen unterstützt zu haben. Die iranische Zeitung "Kayhan", Sprachrohr des Regimes, stellte die Proteste abermals als westliche Verschwörung dar, um die iranische Regierung zu schwächen. Anführer sei Großbritannien, das von israelischen und amerikanischen Geheimdiensten, von Frankreich, Deutschland, der BBC, dem British Council, Twitter, Facebook und Google unterstützt werde, berichtete das Blatt.

Westliche Regierungen und die EU haben die jüngsten "Schauprozesse" verurteilt. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte dem Sender CNN, die Massenverfahren zeigten, dass die iranische Führung "Angst vor dem eigenen Volk" habe. Der iranische Außenamtssprecher Hassan Ghaschghawi verbat sich daraufhin jede Einmischung. Die Verfahren seien eine "interne juristische Angelegenheit". Jetzt droht auch den US-Bürgern Shane Bauer, Sarah Shourd und Joshua Fattal eine Anklage in Teheran. Die drei waren am 31. Juli im Grenzgebiet zwischen dem Iran und dem Irak festgenommen worden. Die Behörden werfen ihnen einen illegalen Grenzübertritt vor. Die USA haben die Freilassung der drei Wanderer gefordert. Es handle sich um unschuldige junge Leute.