Ermittler fahnden nach zwei jungen Basken, die sie noch immer auf der Insel vermuten. Sie sind seit der Explosion verschwunden.

Hamburg. Fünf Minuten lang stand ganz Spanien am Freitagmittag still. Um 12 Uhr läuteten die Kirchenglocken überall im Land, während in der Kathedrale von Palma de Mallorca der am Tag zuvor bei einem Attentat im Badeort Palmanova getöteten Polizisten Diego Salva Lezaun und Carlos Saenz de Tajada Garcia gedacht wurde. Ihre Särge waren mit der spanischen Flagge geschmückt und wurden von Kameraden in die Kathedrale getragen. Der spanische Kronprinz Felipe und seine Frau Letizia trösteten Angehörige und Freunde der Getöteten. Regierungschef José Luis Zapatero und Oppositionsführer Mariano Rajoy legten Ehrenmedaillen auf die Särge. Mit ihrem gemeinsamen Auftreten setzten sie ein klares Zeichen gegen den Terror der baskischen Terrororganisation Eta, der der Anschlag zugerechnet wird. Auf der Insel herrscht eine dreitägige Staatstrauer.

Die Polizei verfolgte zugleich eine erste Spur zu den Tätern. Sie setzte die Fahndung nach zwei Basken, vermutlich ein Pärchen, in Gang, die eine Wohnung in Palma gemietet hatten und nun verschwunden sind.

Einen Tag nach der kurzfristigen Abriegelung der gesamten Insel ging die Polizei am Freitag davon aus, dass die Täter Mallorca doch nicht verlassen hatten. Vermutlich hätten sie in einer Wohnung Unterschlupf gesucht, um eine Beruhigung der Lage abzuwarten. Die Ermittler veröffentlichten außerdem Fahndungsfotos von sechs mutmaßlichen Eta-Mitgliedern. Unter den Gesuchten - vier Männer und zwei Frauen - könnten nach Angaben der Ermittler die Attentäter von Mallorca sein.

Die Polizei hatte von der Planung des Bombenattentats offenbar schon im Vorfeld gewusst, es aber dennoch nicht verhindern können. Dass die Eta die Polizeikaserne im Ferienort Palmanova im Visier hatte, war den Fahndern wohl schon seit einigen Wochen klar. Bei der Zerschlagung eines Eta-Kommandos nahe Bilbao im Baskenland waren nach Angaben der spanischen Zeitung "El Mundo" entsprechende Unterlagen gefunden worden. Demnach wussten die Terroristen, dass die Polizeikaserne keine Videokameras oder andere Sicherheitseinrichtungen hatte. Nach dem Anschlag wurden die Sicherheitsvorkehrungen nicht nur in dem Badeort südwestlich von Palma de Mallorca verstärkt. Die Sicherheitskräfte auf der ganzen Insel und auch auf dem Festland waren in höchster Alarmbereitschaft. Vor den Parteizentralen in Madrid patrouillierten bewaffnete Polizisten. Zum 50. Jahrestag der Gründung der Eta am Freitag rechneten die Sicherheitsbehörden mit weiteren Anschlägen. Schon am Mittwoch hatte es einen Anschlag auf eine Polizeikaserne im nordspanischen Burgos gegeben, bei dem etwa 60 Menschen verletzt wurden.

Auf Mallorca waren die Offiziellen bemüht, den Urlaubern die Angst vor weiteren Attentaten zu nehmen. Der Vorsitzende des Fremdenverkehrsverbands, Alvaro Middelman, sagte: "Das Attentat war ein absoluter Einzelfall. Deswegen würde ich sagen, die Insel ist genauso sicher, wie sie es vorher war." Das Auswärtige Amt gab keine Reisewarnung heraus. Die Urlauber auf der Insel reagierten auch gelassen. Nachdem die kurzfristige Sperrung des Flughafens und der Häfen am Donnerstag zu einem Verkehrschaos geführt hatte, lief am Freitag wieder alles normal. Am Flughafen Palma waren 30 Flüge ausgefallen. Air Berlin sagte, alle Reisenden seien mit teils langen Verspätungen am Ziel angekommen.