Was einst als Freiheitsbewegung gegen die Unterdrückung in der Franco-Diktatur begann, ist längst zu einer Terrororganisation geworden.

Hamburg. Das, was der spanische Ministerpräsident José Luis Zapatero einen Tag nach dem tödlichen Anschlag auf Mallorca sagte, war eine Kampfansage an die Eta-Attentäter. "Sie haben keine Chance, sich zu verstecken", sagte er. "Sie können nicht fliehen. Sie entkommen der Justiz nicht. Sie werden verhaftet. Sie werden verurteilt. Sie werden den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen."

Damit hat er den Spaniern am 50. Gründungstag der Eta aus dem Herzen gesprochen. Sie haben schon lange genug von der baskischen Untergrundorganisation, die regelmäßig vor allem zur Urlaubszeit mit ihren Bombenattacken die Spanier und Urlauber in Angst und Schrecken versetzt.

Was einst als Freiheitsbewegung gegen die Unterdrückung in der Franco-Diktatur begann, ist längst zu einer Terrororganisation geworden. Bei 4000 Anschlägen kamen mehr als 850 Menschen ums Leben.

Trotz Demokratisierung und weitgehender Autonomie des Baskenlandes gibt es noch immer militante Verfechter eines sozialistisch geprägten Baskenstaates in Nordspanien und Südwestfrankreich. Fast die gesamte Führungsebene der einst paramilitärisch organisierten Eta jedoch sitzt inzwischen in Gefängnissen. In den 80er-Jahren wurde ihre Mitgliederzahl auf etwa 1000 geschätzt. Heute ist etwa diese Zahl von Eta-Aktivisten inhaftiert. Aktiv sind nach Polizeischätzungen nur noch einige Dutzend Leute. "Die Eta vertritt nur noch eine Minderheit der baskischen Separatisten", sagt der Berliner Terrorismus-Experte Berndt Georg Thamm dem Abendblatt.

Der Anschlag von Mallorca, der die Handschrift der Eta trägt, hat deswegen eine besondere Bedeutung. "In geschwächtem Zustand setzt die Eta zu ihrem 50. Jahrestag mit dieser terroristischen Attacke ein Signal, das man ihr nicht mehr zugetraut hätte", sagt Thamm. "Der Anschlag soll Stärke demonstrieren." Für ihn bedeutet das, dass sich "Spanien auf weiteren Terror der Eta" einstellen muss. Die Eta könnte seiner Meinung nach zu einer neuen Beweglichkeit übergehen und ihre Attentate nicht mehr nur im Baskenland und an den spanischen Festlandküsten, sondern in ganz Spanien verüben. Ibiza, Gibraltar, Thamm will nichts mehr ausschließen. An den Eta-Zielen wird sich allerdings nach Meinung des Terrorexperten nichts ändern. Die Eta greift vor allem Vertreter des Staates, überwiegend Polizisten an. Urlauber sollten sich von den Anschlägen nicht beeindrucken lassen und trotzdem reisen, meint Thamm.

Der Rückhalt für die Eta schwindet selbst im Baskenland, wo sogar Straßen nach Eta-Terroristen benannt sind. Als im Juni nahe Bilbao, der größten Stadt der Autonomen Gemeinschaft Baskenland, ein Polizist in seinem Auto in die Luft gesprengt wurde, stellte sich Regierungschef Patxi López auf die Seite des Polizisten und nannte ihn "einen von uns". Das ist neu. Doch López selbst ist auch Vertreter einer neuen Zeit. Er ist seit einigen Monaten der erste nicht nationalistische Regierungschef.