Vorstoß der Armee gegen die Taliban versetzt die Bürger in Panik. Sie fliehen vor den Kämpfen mit den Taliban. Welternährungsprogramm rechnet mit 600 000 Bedürftigen.

Peshawar/genf. Hunderttausende Zivilisten sind im Nordwesten Pakistans auf der Flucht vor Kämpfen zwischen pakistanischen Sicherheitskräften und den Taliban. Das Welternährungsprogramm (WFP) rechnete mit insgesamt 600 000 bedürftigen Menschen in der Region, während örtliche Behördenvertreter die Zahl der Vertriebenen auf bis zu eine Million schätzten.

Regierungsvertreter aus der pakistanischen Nordwest-Grenzprovinz baten die internationale Gemeinschaft bei einem Treffen mit Geberländern und humanitären Organisationen in Genf eindringlich um Notfallhilfen. Pakistan bekomme viele Hilfszusagen für Polizei und Armee, doch die Zivilisten erhielten nicht die notwendige Unterstützung, beklagte die Sozialministerin der Provinz, Sitara Ayaz, nach dem zweitägigen Krisentreffen in der Schweiz.

Über die genaue Zahl der Vertriebenen im Nordwesten Pakistans herrschte Unklarheit. In Genf sprachen Vertreter der pakistanischen Behörden von bis zu einer Million Menschen auf der Flucht. Die große Mehrheit von ihnen sei bei Freunden oder Verwandten untergekommen. Manchmal lebten bis zu sechs Familien in einem Haus.

Der Informationsminister der Nordwest-Grenzprovinz, Mian Iftikhar Hussain, teilte mit, bis zu 30 000 Menschen hätten in den vergangenen Tagen das Gebiet um Maidan im Bezirk Lower Dir verlassen. Für die Flüchtlinge würden Vorkehrungen getroffen, um sie in den Bezirken Peshawar, Nowshera und Timargarah aufzunehmen.

Nach massivem Druck aus den USA hatte die pakistanische Armee am Sonntag mit Luftunterstützung eine Offensive gegen vorrückende Taliban-Kämpfer in der dem Swat-Tal benachbarten Region Malakand begonnen. Bei den nach Armeeangaben inzwischen beendeten Kämpfen wurden 75 Aufständische und zehn Sicherheitskräfte getötet. Das Swat-Tal ist eine Hochburg der wiedererstarkten Taliban. Im Februar hatten die Taliban mit der Regierung der Nordwest-Grenzprovinz einen Waffenstillstand ausgehandelt im Gegenzug für die Erlaubnis zur Einführung des islamischen Rechts.

Am Dienstag startete die pakistanische Armee einen weiteren Vorstoß im Bezirk Buner, den die Taliban in der vergangenen Woche mehrere Tage besetzt hatten. Wie Armeesprecher Athar Abbas mitteilte, drangen Bodentruppen mit Luftunterstützung in die Gegend ein, um bis zu 500 Rebellen zu vertreiben. Bewaffnete Talibankämpfer aus dem Swat-Tal hatten in Buner Kontrollpunkte errichtet und Moscheen besetzt, ehe sie am vergangenen Freitag wieder mit dem Rückzug begannen.