Die Weltgemeinschaft hat angesichts der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen mit rund 300 Toten ein sofortiges Ende der Gewalt gefordert.

Hamburg. Man verurteile sowohl die israelischen Bombenangriffe als auch den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen, teilte die französische EU-Ratspräsidentschaft in Paris mit. Die EU verlange einen Stopp der Angriffe. Die USA mahnten Israel zur Zurückhaltung. Zugleich betonte der Sprecher des Weißen Hauses, Gordon Johndroe, jedoch: "Hamas' anhaltende Raketenangriffe auf Israel müssen aufhören, wenn die Gewalt ein Ende finden soll." Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte in der "Bild am Sonntag" die Befürchtung, der Gazastreifen könne "erneut in einer Spirale der Gewalt" versinken.

In der arabischen Welt und im Iran stieß der massive Angriff Israels auf Wut und Ablehnung. Staatsoberhäupter in der Region kritisierten die "Besatzungsmacht" Israel und forderten sie auf, die "kollektive Bestrafung" der Gaza-Bewohner einzustellen. In den Straßen von Kairo, Damaskus, Beirut, Amman und Sanaa gingen Tausende von Menschen auf die Straße, um ihrer Empörung Luft zu machen.

Der UN-Sicherheitsrat forderte in einer Dringlichkeitssitzung in New York einen sofortigen Stopp aller Militäraktionen im Gazastreifen. Auf eine explizite Verurteilung der Luftangriffe konnten sich die Mitglieder des Rates am Sonntagmorgen nicht einigen.

Auch Papst Benedikt XVI. rief zum Ende des Blutvergießens in Gaza auf. In dem traditionellen Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom verurteilte der katholische Kirchenführer die Gewalt "in all ihren Erscheinungsformen". Er forderte eine sofortige Waffenruhe.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas machte die Hamas für die schweren israelischen Angriffe auf den Gazastreifen mit verantwortlich. "Wir haben ihnen eindringlich nahe gelegt, die Waffenruhe mit Israel nicht zu beenden", sagte Abbas auf einer Pressekonferenz in Kairo. "All das wäre zu verhindern gewesen".

Der russische Außenamtssprecher Andrej Nesterenko forderte Israel auf, "die Kampfhandlungen, die bereits zu großen Verlusten und viel Leid unter der friedlichen palästinensischen Bevölkerung geführt haben, zu beenden".

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy warf Israel unverhältnismäßigen Gewalteinsatz vor. Der britische Premierminister Gordon Brown zeigte sich "zutiefst besorgt" über die Angriffe aus dem Gazastreifen auf Israel und die Antwort Israels darauf.

Der südafrikanische Friedens-Nobelpreisträger Erzbischof Desmond Tutu rückte die israelischen Luftangriffe in die Nähe von Kriegsverbrechen. Da "eine Konfliktpartei Tod bringende Flugzeuge gegen Gegner aufbietet, die nichts zu ihrer Verteidigung haben" trage die Bombardierung alle Anzeichen von Kriegsverbrechen", sagte Tutu.

Ägypten verurteilte nach den Worten von Präsident Husni Mubarak die militärische Aggression in Gaza und machte Israel als Besatzungsmacht für die Toten und Verwundeten verantwortlich. In einem Telefonat mit US-Präsident George W. Bush sagte der saudische König Abdullah: "Die Supermächte sollten die Verantwortung dafür übernehmen, diese Angriffe zu stoppen."

Jordaniens König Abdullah II. forderte Israel dazu auf, "seine Militäroperationen und seine Politik der kollektiven Bestrafung von palästinensischen Zivilisten unverzüglich einzustellen". Die radikal-schiitische Hisbollah-Bewegung im Libanon sprach von "Kriegsverbrechen und Völkermord" und forderte ein unverzügliches Eingreifen der internationalen Gemeinschaft.

Im Iran, dessen Führung als erbittertster Gegner Israels in der Region gilt, unterbrach das Parlament in Teheran am Sonntag seine Sitzung, weil die Abgeordneten minutenlang "Tod für Israel!" riefen. Parlamentspräsident Ali Laridschani erklärte, dass es Israel bald mit einer dritten palästinensischen Intifada (Volksaufstand) zu tun bekommen werde. Teheran werde diese dann "nach Kräften unterstützen".