Die Kettenreaktion nach dem Schuhwurf eines irakischen Journalisten auf US-Präsident George W. Bush setzt sich fort. In Kanada forderten Demonstranten am Wochenende die Freilassung des Schuhwerfers Muntaser el Saidi. Unterdessen findet das von el Saidi geworfene Schuhmodell in der Türkei reißenden Absatz.

Montreal/Ankara/Teheran/Kuala Lumpur. Vor dem US-Konsulat in Montreal warfen die Demonstranten am Sonnabend selbst Schuhe, Stiefel und Pantoffeln auf ein Foto von US-Präsident George W. Bush, berichtete der Sender Radio-Canada. In Toronto gab es dem Bericht zufolge eine ähnliche Kundgebung. Vor der US-Botschaft in Ankara legten Teilnehmer einer Protestaktion am Sonnabend einen Kranz mit einem Schuhabdruck nieder und forderten, el Saidi aus der Haft zu entlassen. Viele hatten ihre eigenen Schuhe an Stöcken befestigt.

El Saidi hatte vor einer Woche bei einer Pressekonferenz in Bagdad seine Schuhe auf den scheidenden US-Präsidenten geschleudert und gerufen: "Das ist dein Abschiedskuss, du Hund!" Saidi wurde festgenommen.

Video: Irakischer Journalist wird durch Schuhwurf auf Bush berühmt

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Der Wurf hat ihm vor allem in muslimischen Ländern zum Helden gemacht. Der malaysische Außenminister Rais Yatim lobte ihn am Freitag und bezeichnete den Schuhwurf in Bagdad als "beste Art der Vergeltung". Er symbolisiere die "beste Massenvernichtungswaffe" gegen einen politischen Führer, "der für den Irak sowie den Iran und Nordkorea den Begriff 'Achse des Bösen' geprägt hat", sagte Yatim vor Vertretern der Vereinten Nationen in Kuala Lumpur.

Ein saudischer Geschäftsmann soll zehn Millionen Dollar (gut sieben Millionen Euro) für die Original-Schuhe geboten haben. Eine wohlhabende Familie aus dem Westjordanland erklärte in arabischen Medien, sie habe etwa 30 000 Dollar (22 000 Euro) für el Saidis Verteidigung gesammelt und wolle ihm eine Tochter zur Braut geben.

Im Iran forderte der streng konservative Ayatollah Ahmad Dschannati während des Freitagsgebets in Teheran, die Schuhe sollten in einem irakischen Museum ausgestellt werden. Iraner und Iraker sollten künftig bei antiamerikanischen Demonstrationen auch Schuhe mitführen. Eine Schuhfabrik in der Türkei verzeichnete am Freitag für einen ähnlichen Schuh bereits mehr als 300 000 Bestellungen und will das Modell, einen braunen Schnürschuh aus Rindsleder mit dicker Sohle, als "Bush-Schuh" vermarkten.

Der Vorfall zieht auch in westlichen Ländern Kreise. Nur Stunden nach dem Schuhwurf tauchten im Internet die ersten Spiele wie "Sock and Awe" oder "The Bush Game" auf, bei denen einer tänzelnden Bush-Figur ein Schuh an den Kopf geworfen werden kann.

Die Internetseite "spreeblick" strickte jetzt eine deutsche Flash-Game-Version, bei der die Köpfe deutscher Politiker aller Parteien (Merkel, Schäuble, Steinmeier, Lafontaine, Roth usw.) hinter einem Tresen auftauchen und mit einem Schuh getroffen werden sollen.

Die Schuhe des Anstoßes gibt es inzwischen allerdings nicht mehr. Wie der irakische Richter Dhia al Kinani in Bagdad erklärte, seien die Schuhe von Ermittlern bei der Untersuchung auf Explosivstoffe zerstört worden.