Ein Wurf mit Konsequenzen: Der irakische Reporter, der seine Schuhe auf Präsident Bush geworfen hatte, könnte vor einer langjährigen Gefängnisstrafe stehen. Seine Aktion hat unterdessen im Internet einen Kult mit Witzen, Spielen und Karikaturen ausgelöst.

Bagdad. Der 29 Jahre alte Reporter, Montasser al-Saidi, des irakischen TV-Senders Al-Bagdadija war festgenommen worden, nachdem er bei einer Pressekonferenz seine Schuhe auf Bush geworfen hatte. Der US-Präsident war den Wurfgeschossen der Größe 43 aber geschickt ausgewichen. Nach Angaben des Justizsprechers hat der Reporter seine Tat gestanden. Er solle nun wegen "Aggression gegen ein Staatsoberhaupt" angeklagt werden. Im Falle einer Verurteilung drohten ihm sieben bis zehn Jahre Haft. Sein Arbeitgeber habe ein Team von Verteidigern um den Chef der irakischen Anwaltskammer, Diyaa al-Saadi, zusammengestellt, hieß es weiter. Heute soll al-Saidi vor Gericht erscheinen.

Der Bruder des Journalisten, Durgham al-Saidi, macht sich große Sorgen, denn angeblich werde Montasser al-Saidi von irakischen Sicherheitskräften in der "Grünen Zone" in Bagdad gefangen gehalten und geschlagen. In dieser Zone befinden sich die US-Botschaft und der irakische Regierungssitz. Verantwortlich seien Einheiten des nationalen irakischen Sicherheitsberaters Muaffak el Rubai. Rubai wollte zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.

Der Reporter habe zudem Verletzungen an einem Auge und an einem Bein erlitten, sagte Durgham al-Saidi. Er gab nicht genau an, wann der Journalist von den Sicherheitskräften geschlagen worden sein soll.

Durch die arabische Welt rollte unterdessen eine Welle der Solidarität mit dem Schuhwerfer. Von Mauretanien bis Syrien riefen Menschenrechtler, Politiker und Journalisten zur Freilassung des Journalisten Montasser al-Saidi auf. In Bagdads Amarija-Viertel demonstrierten Hunderte von Schülern und Lehrern für ihn. Sie riefen: "Dieser mutige Mann hat es nicht verdient, festgenommen und gefoltert zu werden." Während in man in den Städten des Iraks für den Journalisten auf die Straßen geht, kursieren im Internet Spiele und Späße zum "Bush-Attentat".

"Montasser und die Schuhe der Freiheit" sind jetzt schon Kult. Im Internet kann man erschiedene Computerspiele mit Namen wie "Sock and Awe" (Socke und Schrecken) oder "The Bush-Game" finden, bei denen es darum geht, einer tänzelnden Bush-Figur einen Schuh an den Kopf zu werfen. Auf der Website des Netzwerkes Facebook haben sich schon Hunderte Menschen von der Türkei bis Bangladesch als "Fans" von Al-Saidi registrieren lassen. Doch auch Bush-Gegner erklären in den Internet-Foren: "Hut ab vor der sportlichen Leistung des US-Präsidenten, der den pfeilschnell heransausenden Schuhen des Irakers geschickt ausgewichen ist."

Einer der vielen Schuhwerfer-Witze, die seit Sonntag entstanden sind, lautet: Welche drei Schuhe haben Geschichte geschrieben? Der Schuh von Cinderella, der Schuh von Nikita Chruschtschow (mit dem der sowjetische Partei- und Regierungschef 1960 während einer Rede bei den Vereinten Nationen auf den Tisch schlug) und der Schuh von Montasser. Auch die Karikaturisten hat die Schuh-Attacke von Bagdad inspiriert. Eine arabische Karikatur zeigt Bush, der mit ernster Miene fordert: "Der Irak muss alle Programme zur Herstellung von Massenvernichtungsschuhen offenlegen."