Der Wandsbeker CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke hielt sich gestern auf einer Fraktions-Dienstreise in Athen auf. Das Abendblatt sprach mit...

Der Wandsbeker CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke hielt sich gestern auf einer Fraktions-Dienstreise in Athen auf. Das Abendblatt sprach mit ihm über die Gewaltwelle in Griechenland.


Hamburger Abendblatt:

Haben Sie von den dramatischen Vorgängen in Athen selber etwas mitbekommen?

Jürgen Klimke:

Ja, natürlich. Ich bin ja mitten in der Stadt und habe gerade gesehen, wie von einem Motorrad aus die Schaufenster eines Prada-Geschäfts zertrümmert wurden. Ich habe aber auch die normalen Demonstrationen sehen können, die sich ja zusammensetzen aus linken Gruppen - die ihren Protest sehr konzentriert betreiben - und ganz normalen Bürgern, gerade auch jungen Leuten. Die gesamte Oberstufe der deutschen Schule in Athen ist draußen und demonstriert, wie ich höre.



Abendblatt:

Wogegen richtet sich der Protest?

Klimke:

Die Menschen wollen ihren politischen und gesellschaftspolitischen Frust herauslassen. Auf diesen Protest der ganzen griechischen Gesellschaft setzen sich andere drauf, spielen den Vorreiter und nutzen das dann, wenn man so will "links-kommerziell" aus. Das ist im Moment eine etwas verhängnisvolle Mischung. Der Protest richtet sich aber nicht nur gegen die Regierung Karamanlis, die im Moment ohnehin nicht so gut aussieht, sondern gegen die Politik insgesamt. Gegen Korruption, mangelnde Entscheidungsfähigkeit; Schwerfälligkeit und das Fehlen einer politischen Führungsfähigkeit. Daher stößt das, was die Militanten tun, auf eine gewisse Sympathie.



Abendblatt:

Spielt die weltweite Finanzkrise eine wichtige Rolle in Athen?

Klimke:

Nein, die globale Finanz- und Wirtschaftskrise ist noch gar nicht in Griechenland angekommen, wie mir meine Gesprächspartner versichert haben. Der Protest entzündet sich an viel älteren Problemen.