Wasserwerfer der Polizei blieben wirkungslos. In Berlin besetzten griechische Demonstranten das Konsulat ihres Landes.

Hamburg/Athen. Selbst der 20 Meter hohe Weihnachtsbaum der Athener Stadtverwaltung brannte lichterloh: Nach friedlichen Protesten von rund 10 000 Demonstranten kam es am Montagabend im Zentrum der griechischen Hauptstadt Athen zu schwersten Krawallen, die Gewalt erreichte wenige Tage nach dem Tod eines 15-jährigen Schülers in Athen durch eine Polizistenkugel eine neue Stufe der Eskalation: Rund 4000 Jugendliche zerstörten, was ihnen in den Weg kam. Sie verwandelten das Stadtinnere in ein Flammenmeer, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vor Ort beobachtete.

Entlang den drei großen Einkaufsstraßen Panepistimiou, Stadiou und Skoufa sowie rund um den Syntagmaplatz brannten nahezu alle Geschäfte. Gewalttätige Demonstranten erreichten am Abend auch den eleganten Kolonaki-Platz, wo viele Politiker des Landes wohnen, und zerstörten auch dort alle Geschäfte. Passanten flohen in Panik in alle Richtungen, die Polizei setzte massiv Tränengas ein, ohne die Randalierer bremsen zu können. Die Jugendlichen blockierten die Einsatzwagen der Feuerwehr und attackierten sie mit Brandsätzen.


Athen zeitweise ein Flammenmeer


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Die Tötung des 15-jährigen Schülers löste auch in anderen Ländern Proteste aus. In Berlin hielten mehr als 20 griechische Demonstranten am Montag acht Stunden lang das griechische Generalkonsulat besetzt - offenbar ohne große Irritationen auszulösen. Beim ersten Anruf des Hamburger Abendblatts knallte dort ein bemerkenswert unhöflicher Herr gleich den Hörer auf die Gabel, beim zweiten Mal erklärte eine Frau: "Wir machen den griechischen Staat für den kaltblütigen Mord an Alexandros Grigoropoulos verantwortlich."

"Das sind unsere Gäste", sagte eine Angestellte im nicht besetzten Teil der griechischen Vertretung. Auch der Konsul betrachtete die Eindringlinge nach Polizeiangaben als "seine Gäste" und will keine Anzeige erstatten. Nach Angaben von Berlins Polizeipräsidenten Dieter Glietsch betraten die Besetzer das Gebäude zunächst wie gewöhnliche Besucher und nahmen die Räume dann in Beschlag, um gegen den Tod des 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos zu protestieren. Nach zähen Verhandlungen rückten sie schließlich am Abend ab.

In Hamburg stand auch gestern noch ein Polizeiwagen vor dem griechischen Konsulat in der Neuen ABC-Straße in der Neustadt. Am Vorabend waren rund 210 Linke unter dem Motto "Solidarität mit Griechenland" von der Neuen Flora über Dammtor zur Feldstraße marschiert und hatten unterwegs einen Pkw durch Steinwürfe demoliert.

In Griechenland werden für die kommenden Tage neue Demonstrationen autonomer Gruppen und linker Parteien angekündigt. Bei den Straßenkämpfen sind bisher rund 40 Menschen verletzt worden. Der Sachschaden wurde noch vor den Unruhen am Montagabend auf 100 Millionen Euro geschätzt.