Ministerpräsident Somchai lehnt Forderung des Militärs nach Rücktritt und Neuwahlen ab. Hier geht’s zur Bildergalerie.

Bangkok/Hamburg. Die Besetzung des internationalen Flughafens von Bangkok durch regierungsfeindliche Demonstranten hat die Lage in der thailändischen Hauptstadt nach Einschätzung des Auswärtigen Amtes in Berlin "unkontrollierbar" gemacht.

Tausende Fluggäste saßen in Bangkok fest, darunter Hunderte Deutsche, andere sahen sich zu Flugstornierungen oder Umbuchungen gezwungen. TUI und Thomas Cook strichen für Mittwoch und Donnerstag alle Reisen nach Bangkok. Betroffene Urlauber können kostenlos umbuchen oder stornieren. Auch die Spezialreiseanbieter Dertour und Meier's Weltreisen sagten für zwei Tage alle Thailand-Reisen mit einem Flug nach oder über Bangkok ab. Die Bundesregierung riet Reisenden, den Flughafen Bangkok nicht zu nutzen und Kontakt mit den Reiseveranstaltern aufzunehmen.

Der seit Tagen von der Opposition bedrängte thailändische Ministerpräsident Somchai Wongsawat wies Rücktrittsforderungen seiner Gegner und der Armee zurück. Seine Regierung sei demokratisch legitimiert und werde ihre Arbeit fortsetzen, sagte Somchai in einer Fernsehansprache. Die Streitkräfte hatten sich gestern in den schwelenden Machtkampf zwischen Regierung und Opposition eingeschaltet und Neuwahlen gefordert.

Zugleich rief Armeechef Anupong Pachinda die oppositionelle Volksallianz für Demokratie (PAD) auf, die Blockade des internationalen Flughafens in Bangkok zu beenden.

Gleich nach seiner Rückkehr vom Asien-Pazifik-Gipfel in Peru wandte sich Somchai im Fernsehen an die Bevölkerung und warf der Opposition vor, mit ihren Aktionen die Gesetze des asiatischen Landes zu verletzen. Somchai musste statt über Bangkok über den Flughafen von Chiang Mai nördlich der Hauptstadt einreisen. Sein Kabinett will heute in einer Sondersitzung über Gegenmaßnahmen beraten. Die Opposition wirft Somchai vor, ein Handlanger seines vor zwei Jahren vom Militär als Ministerpräsident gestürzten Schwagers Thaksin Shinawatra zu sein. Thaksin wird von der armen Landbevölkerung geliebt, während er von den reichen Eliten in Bangkok gehasst wird.

Armeechef Anupong schloss einen neuerlichen Putsch wie vor zwei Jahren aus: Ein Staatsstreich würde den grundsätzlichen Riss zwischen den hauptstädtischen Eliten und der Landbevölkerung nicht beenden. PAD-Sprecher Suriyasai Katasila lehnte die Armeeforderung ab, die Blockade des Flughafens zu beenden. Zunächst müsse Somchai zurücktreten. Inzwischen ordnete aber auch ein Gericht ein Ende der Flughafenblockade an. Die Gewalttätigkeiten griffen gestern auf die Provinz über.

In Chiang Mai erschossen Regierungsanhänger einen Oppositionellen. Der Sohn des Erschossenen betreibt einen regierungskritischen Radiosender. Bereits am Dienstag war es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und -anhängern gekommen. PAD-Mitglieder schossen auf Gefolgsleute der Regierung. Mindestens elf Menschen wurden verletzt. Nach der Stürmung des Flughafen-Towers durch maskierte PAD-Anhänger kündigten Anhänger Somchais an, nun selbst auf die Straße zu gehen. "Was sie getan haben, sind Terroraktionen", sagte ein Sprecher.


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