Der thailändischen Polizei ist es nicht gelungen, den von Regierungsgegnern besetzten internationalen Flughafen von Bangkok abzuriegeln. Rund 400 Demonstranten durchbrachen einen Ring, den die Sicherheitskräfte um den Flughafen gezogen hatten. Erste Deutsche sind wieder in der Heimat angekommen.

Bangkok. Die Demonstranten griffen die 150 Polizisten auf einem Kontrollposten vor dem Gelände an, trieben diese in die Flucht und besetzten den Posten.

Zuvor hatte die Polizei das Areal umstellt und damit Spekulationen über eine bevorstehende Erstürmung angeheizt. Etwa 2 000 Beamte wurden in der Umgebung des Flughafens positioniert, der seit Dienstagabend von Demonstranten besetzt gehalten wird. Bisher hatten die Sicherheitskräfte die Regierungsgegner lediglich aufgefordert, das Gelände zu verlassen und keine Gewalt einzusetzen.

In der Nacht und am Sonnabendabend waren hunderte weitere Aktivisten am Flughafen eingetroffen, so dass die Zahl der Demonstranten dort auf mehrere tausend anstieg. In Erwartung einer möglichen Räumung des Flughafens wurden zahlreiche Krankenwagen bereitgestellt.

Derzeit sitzen thailändischen Medienberichten zufolge etwa 100 000 ausländische Touristen fest. Mehrere Fluggesellschaften starten vom Marineflughafen U-Tapao, 140 Kilometer südlich von Bangkok, um Urlauber nach Hause zu bringen. Der Flughafen ist jedoch zu klein, um tausende Passagiere rasch abzufertigen. Mehrere Veranstalter sagten geplante Flüge ab, während etwa 88 Maschinen, zumeist aus ausländischen Gesellschaften, auf dem Rollfeld des internationalen Flughafens parken.

Bangkok ist wegen der Besetzung des internationalen und des nationalen Flughafens weiterhin vom zivilen Luftverkehr abgeschnitten.

Die thailändische Industrie schätzt den Schaden durch die Krise auf etwa 57 bis 85 Millionen Dollar (45 bis 67 Millionen Euro) pro Tag. Die Tourismusindustrie warnt vor einem Rückgang der Gästezahlen im kommenden Jahr um 40 Prozent, sollten die Flughäfen bis Ende Dezember blockiert bleiben.

Die Spannungen wuchsen am Sonnabend weiter an. Eine regierungsnahe Gruppe rief zu einem Protest in der Innenstadt von Bangkok am Sonntag auf. Ihre Anhänger tragen roten T-Shirts, um sich von den Regierungsgegnern zu unterscheiden, die gelb tragen.

Offenbar Beamter verschleppt

Am internationalen Flughafen beobachtete ein Kamerateam der Fernsehnachrichtenagentur APTN, wie Demonstranten an einem Kontrollpunkt offenbar einen Polizeibeamten entführten. Demnach marschierten rund 1000 Demonstranten auf den Kontrollposten zu. Es gab eine Konfrontation, die allerdings nicht gewalttätig verlief. Die Polizeikräfte zogen sich später hastig zurück. Ein Beamter blieb aber zurück, der von Demonstranten ergriffen und mit einem Auto weggefahren wurde.

Die EU schaltet sich ein Die Europäische Union hat die Regierungsgegner in Thailand nun aufgefordert, die Flughäfen der Hauptstadt Bangkok zu räumen. Die Demonstranten sollten die Flughäfen "friedlich und ohne Verzögerung" verlassen, hieß es in einer Erklärung der EU-Botschafter, die in Bangkok von der französischen EU-Ratspräsidentschaft veröffentlicht wurde.

Bei "allem Respekt für das Recht auf Demonstrationsfreiheit" sei die Aktion "vollkommen unangemessen". Die Besetzungen schädigten dem Ansehen Thailands "ernsthaft". Bis zu hunderttausend Touristen sitzen demnach wegen der blockierten Flughäfen fest.

"Wir rufen alle Seiten in Thailand dazu auf, die Krise zu lösen und die öffentliche Ordnung unter dem Respekt des Gesetzes und der demokratischen Institutionen des Landes wieder herzustellen", hieß es in der EU-Erklärung.

Die Lage in Thailand ist seit Monaten äußerst gespannt. Bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der Regierung wurden bereits mehrere Menschen getötet. In der Volksallianz für die Demokratie haben sich unter anderen die alten Machteliten aus Regierung, Militär und Bürokratie zusammengeschlossen, Sie werfen Somchai vor, korrupter Handlanger seines 2006 vom Militär als Regierungschef gestürzten Schwagers Thaksin Shinawatra zu sein.

Erste Deutsche wieder zurück in der Heimat

Eine erste Sondermaschine mit Urlaubern aus Bangkok ist am Sonnabend nach Deutschland zurückgekehrt. Die etwa 250 Reisenden waren auf dem Landweg von der thailändischen Hauptstadt nach Phuket gebracht worden, wo sie in die B767-300 der TUI-Tochter Arkefly stiegen, wie eine TUI-Sprecherin mitteilte. Neben Deutschen seien auch Schweizer an Bord gewesen. Die Hälfte der auf dem Flughafen Köln/Bonn gelandeten Urlauber waren Kunden von TUI, der Rest hatte bei anderen Veranstaltern gebucht.

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