Unter dem Eindruck der schwersten Finanzkrise aller Zeiten wollen die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) eine neue globale...

Washington. Unter dem Eindruck der schwersten Finanzkrise aller Zeiten wollen die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) eine neue globale Finanzarchitektur entwerfen. Die Grundpfeiler sollen bereits innerhalb weniger Monate stehen, beschlossen die Staats- und Regierungschefs der G20, die rund 85 Prozent der Weltwirtschaftskraft repräsentieren. Die Krise dürfe sich auf keinen Fall wiederholen, erklärten die Gipfelteilnehmer in ihrer Erklärung. An dem Treffen nahmen unter anderem auch die Uno, die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) teil.

"Wir haben wichtige Schritte zu einer globalen Wirtschaftsordnung gemacht", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Frankreichs Staatschef und amtierender EU-Ratspräsident Nicolas Sarkozy sagte: "Wir betreten eine neue Welt." Der scheidende US-Präsident George W. Bush verlangte, die Regulierung der Finanzmärkte müsse den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entsprechen. "Unser Regulierungssystem stammt noch aus dem 20. Jahrhundert."

Im Kern wollen die G20-Teilnehmer jegliche Überwachungslücken auf den Finanzmärkten schließen. Merkel sagte, künftig werden "alle Marktteilnehmer, alle Produkte und alle Märkte wirklich überwacht und reguliert werden". Rund 50 konkrete Maßnahmen eines Aktionsplans sollen bis Ende März nächsten Jahres ausgearbeitet werden. Spätestens im April soll es eine Folgekonferenz geben -vermutlich in London. Dann wird auch der künftige US-Präsident Barack Obama dabei sein, der bei dem Treffen in Washington nur am Rande durch hochkarätige Berater vertreten war. Obama tritt sein Amt am 20. Januar an.

Die fünfseitige Abschlusserklärung stellt zu den Ursachen der Krise fest: "Politiker und Überwachungsinstanzen in einigen entwickelten Ländern haben nicht richtig die Risiken eingeschätzt, die in den Finanzmärkten entstanden sind." Gefordert werden neue globale Kontrollgremien (supervisory colleges). Sie sollen allen grenzüberschreitend tätigen Instituten zur Seite gestellt werden. Mehr Überwachung ist auch für die umstrittenen Ratingagenturen und für die spekulativen Hedgefonds geplant. Organisationen wie der IWF sollen modernisiert werden.

Die Gipfelteilnehmer bekennen sich ausdrücklich zu den Prinzipien eines freien Marktes. Sarkozy lobte Europas Geschlossenheit bei dem Gipfel: "Europa stand geeint wie ein Mann."