Nadelstreifen statt Kampfanzug - der frühere Untergrundkämpfer Hashim Thaci hat beste Chancen, neuer Regierungschef im Kosovo zu werden. Alle Prognosen sehen den früheren Anführer der Kosovo-Befreiungsarmee UCK vorne, auch wenn eine niedrige Wahlbeteiligung und der Boykott der serbischen Minderheit das Bild trüben.

Aber das ist in puncto Kosovo eh nicht strahlend. Mehr als acht Jahre nach Kriegsende lässt der Wirtschaftsaufschwung in der von der Uno verwalteten, aber formell immer noch serbischen Provinz auf sich warten, 60 Prozent der Menschen sind arbeitslos. Aber wer soll auch investieren in einer Region, deren ungelöster Status zwischen Protektorat und Eigenstaatlichkeit liegt?

Die Kfor-Friedenstruppe - dabei sind auch 2220 Bundeswehrsoldaten - sichert den brüchigen Frieden und hält die verfeindeten Volksgruppen auseinander. Ein Ende der Mission ist nicht abzusehen. Wie in Bosnien, im Irak oder in Afghanistan gab es auch im Kosovo ein Konzept für den Krieg, aber keines für den Frieden.

Hashim Thaci wird als neuer Premier nicht Trennendes überwinden oder gar Serben und Albaner versöhnen, sondern vielmehr den Bruch festschreiben wollen. Thacis Ziel ist die Unabhängigkeit des Kosovo, der 10. Dezember ist ein Schlüsseldatum in diesem Prozess.

Und dann wird dieser Teil des Balkans zum Spielball der Großmächte. Die USA sind für eine Eigenständigkeit des Kosovo, die EU überlegt noch, Russland ist dagegen und stützt so den serbischen Ministerpräsidenten Kostunica. Ein Veto aus Moskau oder auch aus Peking ist wahrscheinlich bei entsprechenden Abstimmungen im Uno-Sicherheitsrat. Belgrad könnte überdies die Grenzen schließen und Stromversorgung sowie Telefonverbindungen unterbrechen - wahrlich keine guten Zukunftsaussichten für das Kosovo.