Sie schützten die deutsche Botschaft in Kabul. Opfer kommen aus Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg.

Kabul. Erstmals sind deutsche Polizisten in Afghanistan Opfer eines Anschlags geworden: Drei Botschaftsschützer kamen nahe Kabul gestern ums Leben, als ihr Fahrzeug auf einen Sprengsatz fuhr. Wie Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble bekannt gab, wurde ein vierter Polizist verletzt; er befand sich aber außer Lebensgefahr. Die Bundesregierung zeigte sich trotz der Bluttat entschlossen, an ihrem Engagement zum Wiederaufbau Afghanistans unvermindert festzuhalten.

Nach Schäubles Mitteilung fuhren die Beamten auf dem Weg zu einem Dienst-Training auf den Sprengsatz. Zwar hätten sie ein besonders geschütztes Fahrzeug benutzt, doch sei die Explosion so stark gewesen, dass "trotz allen Schutzes die schrecklichen Folgen eingetreten sind". Das Bundeskriminalamt schickte Experten nach Kabul, um sich an der Aufklärung des Attentats zu beteiligen. Die Bundesanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Mordes und Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung auf.

Schäubles Sprecher Matthias Wolf äußerte die Vermutung, dass es sich um einen gezielten Anschlag handelte. Ihm zufolge ist es das erste Mal, dass deutsche Polizisten im Afghanistan-Einsatz getötet wurden.

Tödlich verletzt wurden den Angaben zufolge zwei Beamte des Bundeskriminalamtes und ein Mitglied der Bundespolizei, die für den Schutz der Botschaft zuständig waren. Nach Angaben des Landesinnenministeriums in Baden-Württemberg, war eines der drei Opfer ein 39-jähriger Polizeiobermeister, der vom Polizeipräsidium Karlsruhe an das Bundeskriminalamt abgeordnet worden war. Die beiden weiteren Opfer kommen aus Bayern und Niedersachsen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den "schrecklichen Mordanschlag". Die Bundesregierung werde alles unternehmen, um die Hintermänner des Anschlags ausfindig zu machen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, die Arbeit der Beamten "stellte einen wichtigen Beitrag zum deutschen Engagement für den Wiederaufbau in Afghanistan dar".

Schäuble versicherte, dass alle Maßnahmen zum Aufbau und zur Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte gemeinsam mit den europäischen Partnern zielstrebig fortgeführt würden. Derzeit befinden sich Wolf zufolge 40 bis 50 deutsche Polizeiausbilder in Afghanistan.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm betonte, die besonderen Risiken und Gefahren, die der Einsatz mit sich bringe, bedeute nicht, dass man in den Bemühungen um eine Stabilisierung des Landes nachlassen dürfe. Ein stabiles Afghanistan sei "im ureigensten deutschen Sicherheitsinteresse". Vertreter der Bundestagsparteien zeigten sich wie die Regierung erschüttert über den Tod der drei Landsleute. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla betonte: "Wir dürfen vor dem Terror der Taliban nicht zurückweichen!" Auch SPD-Chef Kurt Beck sprach sich für den weiteren Verbleib von deutschen Soldaten aus.