TRIPOLIS/PARIS. In der Europäischen Union macht sich Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy derzeit keine Freunde mit seinem Einsatz für die bulgarischen Krankenschwestern in libyscher Gefangenschaft. Europäische Diplomaten verhandeln seit Jahren im Stillen mit dem nordostafrikanischen Land, um die verurteilten Frauen und einen Arzt freizubekommen, die Hunderte libysche Kinder absichtlich mit Aids infiziert haben sollen. Jetzt dränge sich Sarkozy ins Rampenlicht und wolle die Früchte der Arbeit einheimsen, heißt es in Brüssel.

Vor zehn Tagen schickte Frankreichs Staatschef seine Frau Ceecilia überraschend nach Libyen, auf dass sie dort den bulgarischen Krankenschwestern und dem Arzt Beistand leiste. Die humanitäre Reise sorgte für Aufsehen; es war das erste Mal, dass ein französischer Präsident seine Frau in einer derart heiklen Angelegenheit ins Spiel brachte. Am Sonntag reiste Ceecilia Sarkozy erneut nach Libyen - diesmal aber zusammen mit EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner, wohl um etwaigen Kritikern gleich die Luft aus den Segeln zu nehmen.

Die französische "First Lady" habe keinen Verhandlungsauftrag, beeilte sich der Élyseee-Palast auch diesmal klarzustellen. Sie fülle keine diplomatische Rolle "im klassischen Sinn" aus, sondern sei vielmehr aus "menschlichen, humanitären und sozialen" Gründen erneut nach Tripolis gereist. Ceecilia Sarkozy wolle vermitteln, sagte Staatssekretär Roger Karoutchi.

Die französische Tageszeitung "Le Point" berichtete, Ceecilia Sarkozy wolle in Tripolis mit Gaddafi "die letzten Einzelheiten" einer Freilassung ausarbeiten. Ein französisches Flugzeug solle die fünf Krankenschwestern und den Arzt dann zusammen mit der Präsidentengattin nach Bulgarien bringen. Möglich war aber auch, dass die Bulgaren am Mittwoch freikommen würden, wenn nämlich Frankreichs Staatschef selbst in Libyen sein will.