Ohne massive Reduzierung der Treibhausgase wird die Erderwärmung verheerende und unkontrollierbare Folgen haben. Ein Anstieg des Meeresspiegels um bis zu sieben Meter, der zur Überflutung vieler Küstenregionen führen würde, sei nicht auszuschließen. Abhhilfe könnten den Autoren zufolge vor allem Biokraftstoffe und Hybridfahrzeuge schaffen. Außerdem raten sie, auch weiterhin nicht auf Atomkraft zu verzichten.

Hamburg. Der Mensch hat nur noch 13 Jahre Zeit, um einen katastrophalen Kollaps des Weltklimas zu verhindern. Mit dieser dramatischen Warnung wenden sich Hunderte Wissenschaftler im noch unveröffentlichten dritten Teil des Uno-Klimaberichtes an die Weltöffentlichkeit. Ihre Forderung: Bis zum Jahr 2020 muss eine substanzielle Reduzierung der Treibhausgase angestoßen werden, sonst wird es unvermeidlich zu verheerenden Hitzewellen, einem Abschmelzen des Eisschildes von Grönland und damit einem Ansteigen des Meeresspiegels um bis zu sieben Meter kommen. Viele Küsten auf der Erde würden dann überflutet.

Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif sprach von einer Herkulesaufgabe, die sofort in Angriff genommen werden müsse: "1960 startete Präsident John F. Kennedy das Mondlandungsprojekt. Neun Jahre später betrat der erste Amerikaner den Mond. Man muss es nur wollen, und alle müssen mitmachen."

Der Umweltökonom und Mitautor der Uno-Studie, Prof. Olav Hohmeyer (Uni Flensburg), sagte: "Bis 2020 sollte die Trendwende geschafft sein. Dann muss weltweit der Ausstoß von Treibhausgasen sinken. Im Zentrum muss die Reduktion von Kohlendioxid stehen." Bis zum Jahr 2050, so die Wissenschaftler, müsse CO 2 gegenüber 1990 halbiert sein, bis 2100 sogar um 80 Prozent. Zugleich sollten auch die Treibhausgase Methan und Lachgas verringert werden. Der Bericht schlägt zudem vor, auf Biokraftstoffe, Atomkraft, Hybridfahrzeuge und Energieeffizienz zu setzen. Nur dann gäbe es eine Chance, den Anstieg der globalen Temperatur auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Die Kosten einer derart drastischen Reduktion von Treibhausgasen werden nach Ansicht der Forscher volkswirtschaftlich tragbar sein. "Sie betragen nur ein Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes", sagt der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer, einer der Mitautoren des Uno-Berichts, im Gespräch mit dem Abendblatt. Zudem würden in den kommenden zwanzig Jahren 16 Billionen US-Dollar (12,16 Billionen Euro) weltweit in die Erneuerung von Kraftwerken gesteckt werden. "Die Investoren müssen ein klares Preissignal bekommen, dass Kohlendioxid nicht mehr kostenlos in die Atmosphäre gepustet werden darf", fordert der Ökonom. Jede Tonne Kohlendioxid müsste 20 bis 30 Euro kosten - gegenwärtig sind es 95 Cent.