Nach fast einem halben Jahrhundert der Embargo-Politik gegen Kuba leitet der neue US-Präsident Barack Obama eine vorsichtige Wende ein. Er hob als ersten Schritt alle Reisebeschränkungen für Exilkubaner auf.

Zugleich dürfen Exilkubaner künftig Verwandten auf der kommunistischen Karibikinsel uneingeschränkt Geld schicken. Auch der freie Fluss politischer Informationen für die Kubaner solle gewährleistet werden, sagte der Weiße-Haus-Sprecher Robert Gibbs. Obama, der am Donnerstag eine Lateinamerika beginnt, hoffe, damit den demokratischen Wandel auf Kuba voranzutreiben. "Obama meint, dass die Maßnahmen helfen werden, dieses Ziel zu verwirklichen."

Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro (82), der vor einem Jahr die Macht an seinen Bruder Raúl (77) übergeben hatte, kritisierte die Maßnahme als unzureichend. Stattdessen forderte er das Ende des seit 1962 bestehenden US-Wirtschaftsembargos. Erbost reagierte er in den staatlichen Medien am Dienstag insbesondere auf den Hinweis Obamas, alles geschehe für "die Freiheit Kubas". "Kuba hat Widerstand geleistet und wird es weiter tun", schrieb Castro. "Es wird niemals die Hand ausstrecken, um Almosen zu erbetteln."

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch begrüßte die Maßnahmen. Sie seien "ein entscheidender Schritt weg von der erfolglosen und ungerechten" bisherigen US-Politik. Washington müsse aber weitere Schritte unternehmen, meinte die Organisation. Obama hatte bereits im Wahlkampf eine Änderung der Kubapolitik versprochen. Er sei auch zu direkten Gesprächen mit der kommunistischen Führung bereit. Die Reisebeschränkungen hatte Obamas Vorgänger George W. Bush 2004 verhängt. Exilkubanern war lediglich alle drei Jahre ein zweiwöchiger Heimatbesuch erlaubt. Um den Informationsfluss für die Kubaner zu verbessern, dürften US-Telekommunikationsfirmen künftig Kabel- und Satellitenverbindungen herstellen, hieß es in der Anordnung des Präsidenten.