Nicht alle feierlichen Amtseinführungen von US-Präsidenten verliefen so, wie es das Protokoll vorgesehen hat: Andrew Jackson etwa wollte 1829 das...

Nicht alle feierlichen Amtseinführungen von US-Präsidenten verliefen so, wie es das Protokoll vorgesehen hat: Andrew Jackson etwa wollte 1829 das "gemeine Volk" an seinem großen Tag teilhaben lassen und öffnete die Türen des Weißen Hauses. Doch die rüden Anhänger stürmten die Villa, zerschlugen Porzellan und Kristall. 1841 wurde dann William Harrison die klirrende Kälte am Tag seines Amtsantritts zum Verhängnis. Ohne Mantel und Hut hielt der Präsident in einem Eissturm die längste Antrittsrede in der Geschichte der USA. Anschließend führte Harrison auch noch zu Pferd die Parade an. Er blieb nur einen Monat lang Präsident - er starb an einer Lungenentzündung. 1849 wollte es Zachary Taylor besser machen: Er hatte sich bis zur Unkenntlichkeit gegen den Frost eingehüllt. Doch als er auf die Bühne trat, um seinen Schwur abzuleisten, hielt die Menge ihn für einen Vagabunden und versuchte den vermeintlichen Obdachlosen zu verjagen. Für Abraham Lincoln sah das Protokoll 1861 zunächst eine eher angenehme Aufgabe vor: Bei seiner ersten Inauguration durfte er 34 hübsche Mädchen küssen, die stellvertretend für die Bundesstaaten auf dem Podium defilierten. Doch bei Lincolns zweiter Amtseinführung im Jahr 1865 machte sein Stellvertreter Andrew Johnson die Feier mit einer zusammenhanglosen Rede zu einer peinlichen Veranstaltung: Johnson war völlig betrunken.

Die Antrittsrede war und ist für alle Präsidenten die erste Gelegenheit, nach dem Amtseid Geschichte zu schreiben. Eine Auswahl berühmter Zitate: "Mit Groll gegen niemanden, mit Nächstenliebe gegen alle, mit Bestimmtheit im Recht, so wie Gott uns das Recht sehen lässt, lasst uns bestrebt sein, die Arbeit, die wir begonnen haben, zu beenden, die Wunden unseres Landes zu versorgen", sagte Abraham Lincoln 1865 während des US-Bürgerkriegs. "So lassen Sie mich denn als Allererstes meine feste Überzeugung bekunden, dass das Einzige, was wir zu fürchten haben, die Furcht selbst ist ..." - mit diesen Worten machte Franklin D. Roosevelt 1933 den Amerikanern in der Weltwirtschaftskrise Mut. "Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann, fragt, was ihr für euer Land tun könnt", forderte John F. Kennedy 1961. Und Gerald Ford sagte 1974 nach dem Rücktritt von Richard Nixon: "Unser langer nationaler Albtraum ist zu Ende."