Es ist tatsächlich wahr. Heute beginnt Tag eins des neuen amerikanischen Traums. Ein wunderbarer Tag: Amerikas schönste Vision - als Realität. Doch...

Es ist tatsächlich wahr. Heute beginnt Tag eins des neuen amerikanischen Traums. Ein wunderbarer Tag: Amerikas schönste Vision - als Realität. Doch damit beginnt auch Tag eins der bangen Frage: Wird der Überhoffnungsträger scheitern, der gestern als erster schwarzer Präsident der USA vereidigt wurde? Oder vielmehr: Scheitern wir an ihm?

Angesichts der Themenliste, die Barack Obama heute auf dem Schreibtisch des Oval Office findet, ist ein Scheitern nicht ganz unwahrscheinlich. Er wird ein verflixt guter Präsident sein müssen, um von Krise, Krieg und klammen Kassen nicht überwältigt zu werden. Doch was noch wichtiger ist: Sollte er wirklich so gut sein, wie er angesichts der Herausforderungen sein muss, dann wird es weniger von ihm als vielmehr von den Bürgern selbst abhängen, ob er scheitert oder nicht.

Obama hat der Welt nichts weniger als die Hoffnung auf einen neuen Typus "Politiker" eingepflanzt. Sein Kern lautet: visionäre Ehrlichkeit! Will er diese Hoffnung einlösen, kann Obama seriöserweise ab heute nur eines tun: Uns allen unsere riesigen Erwartungen als Aufgaben zurückwerfen.

"Yes we can", lautete das Motto dieses historischen Wahlsiegs, an den keiner glaubte und der sich zu einem Triumphzug der Demokratie entwickelt hat. Doch das bedeutet vor allem: Ihr könnt! Ihr könnt auf Privilegien verzichten, selber Verantwortung übernehmen, eure Lebensgewohnheiten ändern.

Können wir? Oder werden wir scheitern? Wird Amerika jetzt die Kraft haben, bei schwierigen Lösungen und unangenehmen Wahrheiten durch- und zusammenzuhalten und einem Präsidenten zu folgen, der versprochen hat, keine falschen Versprechungen zu machen? Wenn das gelänge, wäre der gestrige Tag historisch zu nennen. Und Amerika könnte wieder zur politischen Blaupause für uns werden - gerade in einem Superwahljahr wie diesem.