Für den Angriff auf das Uno-Hauptquartier in Gaza hat sich Israel entschuldigt. Doch das Uno-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) hat einen neuen Verdacht erhoben: Nach Angaben des UNRWA-Direktors John Ging ist das Gebäude von der israelischen Armee mit Phosphorbomben in Brand geschossen worden.

Gaza/Tel Aviv. Das hätten ihm internationale UNRWA-Mitarbeiter mitgeteilt, sagte Ging dem US-Fernsehsender CNN und forderte eine umfassende Untersuchung.

Rund um das Gebäude gab es demnach keine Kämpfe, dieses sei vielmehr durch Artilleriegeschosse und Phosphorbomben getroffen worden. Es sei schwer, den Brand zu löschen, weil beim Kontakt der Flammen mit Wasser giftigen Ausdünstungen entstünden. Etwa 700 Menschen in dem Gebäude warteten darauf, in Sicherheit gebracht zu werden.

Bei den Gefechten ist auch das Al-Kuds-Krankenhaus beschossen worden. Ein Brand brach aus. Nach Angaben der israelischen Ärzte für Menschenrechte saßen am Nachmittag etwa 40 Ärzte, Sanitäter und viele Patienten in dem Gebäude fest.

Eine israelische Granate schlug auch in einem Hochhaus ein, in dem mehrere Medienunternehmen, darunter die Nachrichtenagentur Reuters sowie der Fernsehsender al-Arabija, ihre Büros haben. Dabei sollen zwei Mitarbeiter des Fernsehsenders Abu Dhabi TV verletzt worden sein. Die Auslandspressevereinigung (FPA) in Israel protestierte gegen den Beschuss des Gebäudes. Zugleich rief sie die Weltmedien dazu auf, kein vom israelischen Militär zur Verfügung gestelltes Bild- und Video-Material zu verwenden, bis Israel sich für den Angriff auf das Mediengebäude entschuldigt hat.

Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bemühten sich weiter um eine Waffenruhe. Beide zeigten sich erschüttert über den Beschuss des Uno-Gebäudes. Ban sagte Israels Verteidigungsminister Ehud Barak habe ihm gesagt, der Beschuss sei ein "schwerer Fehler" gewesen. Steinmeier sagte: "Das sind militärische Angriffe und Eskalationen, die unakzeptabel sind." Angriffe auf Einrichtungen der Vereinten Nationen stellten "eine gefährliche Eskalation" dar.

Ban erklärte, alle Bestandteile für eine Waffenruhe im Gazastreifen seien vorhanden und die Waffenruhe werde "in absehbarer Zeit" erwartet. Steinmeier, der auf seiner zweiten Vermittlungsmission in kürzester Zeit Gespräche in Israel führte, verwies auf die Bedeutung einer sofortigen Feuerpause. "Ich habe den Eindruck, dass man auch in Israel weiß, dass wir zu einem Ende der Kampfhandlungen kommen müssen." Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Berlin, wegen der humanitären Lage müsse Druck gemacht werden.

Das israelische Vorrücken löste in der Bevölkerung im Gazastreifen Panik aus. Panzer standen nach Augenzeugenberichten nur noch eineinhalb Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Im ganzen südlichen Stadtgebiet brannten zahllose Wohnungen und Autos. Militante Palästinenser und Soldaten lieferten sich schwere Gefechte. Während die Panzer weiter vorrückten, feuerten militante Palästinenser mehr als 20 Raketen auf Israel ab. Dabei wurden sechs Israelis verletzt.

Der israelische Unterhändler Amos Gilad ist nach Gesprächen über eine Waffenruhe kommentarlos aus der ägyptischen Hauptstadt Kairo abgereist. Der politische Berater von Israels Verteidigungsminister Ehud Barak sei nach einem etwa vierstündigen Gespräch mit dem ägyptischen Geheimdienstchef Omar Suleiman nach Israel zurückgekehrt, verlautete aus diplomatischen Kreisen. HA