US-geführte Invasionsarmee dringt mit Panzern ins Zentrum der irakischen Hauptstadt Bagdad vor. Irakisches Regime bestreitet Erfolge der Alliierten

Bagdad/Hamburg. Im Kampf um die irakische Hauptstadt sind die US-geführten Truppen ins Machtzentrum von Staatschef Saddam Hussein vorgedrungen. Nach eigenen Angaben brachten US-Panzerverbände zwei Paläste des irakischen Staatschefs in der Innenstadt sowie eine Anlage am Flughafen zeitweise unter ihre Kontrolle. Darunter sei der Palast der Republik, zitierte die Nachrichtenagentur AFP einen US-Oberstleutnant. Die Soldaten seien am Montagmorgen in den Hauptpalast Husseins eingedrungen, berichtete auch die Agentur AP. US-Soldaten hätten mit der Durchsuchung des nach Luftangriffen beschädigten Gebäudes begonnen. Unklar war, ob sich die US-Verbände danach wie in den beiden vorher gehenden Tagen zurückgezogen haben. Im Regierungsviertel habe es bis zum Mittag schwere Gefechte unter dem Einsatz von Artillerie gegeben, berichteten Reporter mehrerer Medien. Entlang des Westufers des Flusses Tigris waren demnach Abrams-Panzer und Gefechtsfahrzeuge vom Typ Bradley in die Innenstadt vorgedrungen. Die Zahlen variieren: Den Angaben zufolge waren 100 bis 130 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge beteiligt. Aus der Luft sei der Vorstoß von Erdkampfflugzeugen des Typs A-10 "Warthog" und unbemannten "Drohnen" abgesichert worden. F-16 Kampfjets der US-Luftwaffe seien niedrig geflogen und hätten irakische Panzer und Truppentransporter beschossen. Am Tigris seien Iraker vor den US-Angriffen geflohen, einige seien ins Wasser des Flusses gesprungen. Bei dem US-Vorstoß sind nach Angaben des alliierten Oberkommandos mindestens vier US-Marines getötet worden, als ihr Fahrzeug auf einer Brücke von einer Granate getroffen wurde. Über Tote und Verletzte beider Kriegsparteien und unter Zivilisten gab es keine unabhängigen Angaben. US-Militär: Vorstöße auf "Symbole des irakischen Machtsystems" "Dies stellt noch nicht die Schlacht um Bagdad dar", sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums in Washington. Die US-Truppen hätten mit ihren Vorstößen gezeigt, "dass wir dort hingehen können, wo wir wollen und wann wir wollen". US-Militärsprecher Frank Thorp sagte dem US-Sender CNN, Ziele des dritten Vorstoßes der US-Truppen seien vor allem "Symbole des irakischen Machtsystems". Der irakische Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf bestritt hingegen, dass der Palast der Republik von den alliierten Truppen kontrolliert werde. Die Invasoren seien mit einigen Truppen, Transportern und Panzer vorgerückt, aber irakische Verbände hätten sie umzingelt und würden sie massakrieren, sagte Sahhaf bei einer improvisierten Pressekonferenz auf einer Straße Bagdads. Der Minister bezeichnete Bagdad als sicher. Nach Informationen der AP durften indes ausländische Journalisten das Palestine-Hotel, vor dem die Presseerklärung abgegeben worden sei, am Montag nicht verlassen. Mitglieder der als regimetreu geltenden Fedajin-Miliz hätten die Reporter am Verlassen des Gebäudes gehindert. Korrespondenten bestätigten, dass wichtige Ministerien wie das Informations- und das Außenministerium sich noch in irakischer Hand befänden. Irakische Truppen hätten unter anderem zwei Brücken über den Tigris gesprengt, um den US-Vormarsch auf die Hauptstadt zu stoppen. Bagdad laut Invasoren praktisch eingekesselt Seit Sonntag haben die US-Streitkräfte die Stadt nach eigenen Angaben nahezu eingekesselt. Alle wichtigen Straßen von und nach Bagdad seien unter Kontrolle. Truppenbewegung in der Hauptstadt könnten jederzeit unterbunden werden, sagte der amerikanische Vize-Generalstabschef Peter Pace. Unterdessen versuchten irakische Soldaten in der Nacht zum Montag nach Medienberichten erneut, den Flughafen im Südwesten von Bagdad zurückzuerobern. Bei siebenstündigen Kämpfen wurden nach Angaben von US-Offizieren etwa 100 Iraker getötet. Trotz der Gegenwehr landete erstmals nach der Einnahme des internationalen Flughafens am Vorabend eine Frachtmaschine der US-Truppen in der irakischen Hauptstadt.