Der Selbstmordanschlag in der Provinz Kapisa im Osten Afghanistans habe nach Angaben der Rebellen Isaf-Soldaten und Polizisten gegolten.

Kabul/Paris. Bei einem Selbstmordattentat im Osten Afghanistans sind am Sonnabend vier französische Isaf-Soldaten getötet worden. Wie die französische Regierung mitteilte, mussten zudem fünf weitere Soldaten in ein Militärkrankenhaus nach Kabul gebracht werden. Drei von ihnen seien in einem kritischem Zustand, hieß es.

Der Attentäter soll sich mit einer Burka als Frau verkleidet haben, teilte das afghanische Innenministerium mit. Der Angriff ereignete sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums bei einem Einsatz am Sonnabendmorgen in der Provinz Kapisa. Die französischen Einheiten unterstützten dabei die afghanische Armee.

Ein Behördensprecher der Provinz Kapisa bestätigte einen Angriff auf französische Isaf-Soldaten in der Region. Die Taliban bekannten sich in einer E-Mail zu dem Anschlag. Ein Selbstmordattentäter habe in Kapisa eine Gruppe französischer Soldaten sowie afghanischer Polizisten angegriffen, hieß es darin. Dabei seien auch Polizisten getötet worden, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid. Dem Innenministerium lagen nach eigenen Angaben keine Berichte über getötete Polizisten vor, allerdings seien zwei Zivilisten verletzt worden.

Hollande spricht Angehörigen Beileid aus

Der neue französische Präsident François Hollande sprach den Angehörigen der Gefallenen sein Beileid aus. Für ihn sind es die ersten Verluste französischer Soldaten seit seiner Amtsübernahme von Nicolas Sarkozy. Hollande war erst am 25. Mai selbst in Afghanistan gewesen, um seine Pläne für den vorzeitigen Abzug der Kampftruppen zu erläutern. Hollande hatte die Pläne beim Nato-Gipfel in Chicago durchgesetzt. Sie waren eines seiner Wahlkampfversprechen. Auch nach dem Abzug der Kampftruppen bis Ende 2012 sollen französische Ausbilder am Hindukusch bleiben.

Die Nato hatte sich eigentlich darauf geeinigt, den offiziellen Kampfeinsatz erst 2014 zu beenden. Dann sollen afghanische Armee und Polizei im ganzen Land die Verantwortung übernehmen. Derzeit sind rund 3400 französische Soldaten im Afghanistaneinsatz. Rund 2000 sollen das Land bis zum Jahresende verlassen haben.

Der Truppenabzug bringt nach allgemeiner Einschätzung die einheimischen Helfer der ausländischen Soldaten in Gefahr, Opfer von Racheakten der Taliban zu werden. Der deutsche Generalinspekteur Volker Wieker sagte der "Bild am Sonntag“, afghanische Mitarbeiter könnten in Deutschland politisches Asyl erhalten. "Da geht es nicht nur um Ortskräfte bei den Streitkräften, sondern zum Beispiel auch um die zivilen Aufbauhelfer“, sagte er. Schätzungen, dass es sich um rund 3000 Afghanen handeln könnte, wollte Wieker nicht bestätigen.

Die Mehrzahl der in Kapisa stationierten Truppen sind französisch, gleichwohl haben auch andere Staaten dort Soldaten, darunter die USA. Es war bereits der zweite tödliche Anschlag auf NATO-Truppen am Samstag. Zuvor war ein Angehöriger des Bündnisses bei einem Bombenattentat im Osten getötet worden, teilte die Militärallianz mit. Damit kamen in diesem Monat bislang 13 Soldaten der NATO in Afghanistan ums Leben. Seit Jahresbeginn sind es 189.

Mit Material von dpa und dapd