Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat dringend Zugang zu den umstrittenen Forschungsanlagen verlangt.

Wien/Teheran. Macht der Iran im Atomstreit Zugeständnisse, um eine Aufhebung der Sanktionen zu erreichen? Nächste Woche steht die nächste große Verhandlungsrunde an. Zuerst verhandelt aber die Atomenergiebehörde. Parallel demonstriert der Iran Stärke.

Kurz vor weiteren Atomverhandlungen der Weltgemeinschaft mit dem Iran hat die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) dringend Zugang zu den umstrittenen Forschungsanlagen des Landes verlangt. IAEA-Chefunterhändler Herman Nackaerts sagte am Montag zum Beginn zweitägiger Gespräche mit iranischen Vertretern in Wien, man wolle die Untersuchung offener Fragen klären. „Es ist wichtig, dass der Iran uns den Zugang zu Menschen, Dokumenten, Informationen und Standorten freigibt.“

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Gleichzeitig kündigte der Iran an, am 23. Mai einen neuen Satelliten mit einer Rakete ins All zu schießen. An diesem Tag kommen die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sowie Deutschland in Bagdad zu erneuten Verhandlungen mit dem Iran zusammen. Auch dabei geht es um den Vorwurf, dass der Iran geheime militärische Programme zum späteren Bau von Atombomben betreibt.

Laut dem Bericht der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA soll der Satellit Daten über Wetter, Klimaveränderungen und Naturkatastrophen sammeln. Die USA und Israel äußerten jedoch in der Vergangenheit Bedenken, dass die iranische Raumfahrt auch für Angriffe genutzt werden könnte.

Die bis Dienstagabend andauernden Gespräche in der iranischen Botschaft in Wien sind auch deshalb wichtig, weil sie als Vorstufe zu den Verhandlungen der Weltmächte mit dem Iran dienen. Auf der Kontrollliste der IAEA steht die militärische Forschungsanlage in Parchin nahe Teheran ganz oben. Dort werden nach Einschätzungen westlicher Geheimdienste Tests mit Atomsprengköpfen simuliert.

Der Iran bestreitet, dass er den Bau von Atombomben plant, verweist auf die rein friedliche Nutzung der Atomenergie und verweigert den Zugang zu den Forschungszentren.

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Israel sieht das iranische Atomprogramm hingegen als existenzielle Bedrohung und droht seit längerem indirekt mit einem Luftangriff auf die Atomanlagen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad beschimpfte Israel in den vergangenen Tagen erneut als „Belästigung für die Menschheit“.

Ein gut informierter Insider der iranischen Seite sagte der dpa am Montag, die Verhandlungen in Wien seien ein Element, um eine politische Lösung bei den Verhandlungen mit den Weltmächten zu finden. Der IAEA den Zugang zu Parchin zu erlauben, sei für Teheran aber ein politisches Problem, weil die Erkenntnisse der Kontrolleure von amerikanischen und israelischen Geheimdiensten kämen.

„Man kann sich vorstellen, dass darüber viele im Iran nicht amüsiert waren“, sagte der Mann, der namentlich nicht genannt werden wollte. Bevor der Iran die Untersuchung von Parchin erlaube, wolle das Land die Aufhebung der internationalen Wirtschaftssanktionen erreichen. (dpa)