Der Termin steht fest, auch der Verhandlungsort ist nun doch gebucht. Doch der Dauerstreit um das iranische Nuklearprogramm bricht wieder auf.

Washington/Teheran. Vor den für Ende kommender Woche geplanten internationalen Verhandlungen über das iranische Atomprogramm bleiben die Fronten verhärtet. Die Führung in Teheran wies Forderungen nach Schließung der Anreicherungsanlage Fordo und einem Anreicherungsstopp für Uran zurück. Solche Vorgaben seien nicht sinnvoll, sagte der Direktor der iranischen Atomenergiebehörde, Ferejdun Abbasi, am Sonntag nach Angaben der Agentur Isna. Präsident Mahmud Ahmadinedschad beharrte auf dem Recht, Atomtechnologie für friedliche Zwecke entwickeln und erwerben zu dürfen.

Die „New York Times“ hatte am Sonnabend (Ortszeit) in ihrer Online-Ausgabe berichtet, dass der Westen dem Iran bereits zu Beginn der neuen Verhandlungen eine Reihe von harten Forderungen stellen wolle. Das Blatt berief sich auf europäische und amerikanische Diplomaten. Demnach soll die Führung in Teheran sofort die unterirdische und lange geheim gehaltene Atomanlage in Fordo schließen und die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent stoppen.

Die dargestellte Position entspricht der Haltung Israels. Entsprechende Forderungen stellte am Sonntag auch Verteidigungsminister Ehud Barak. Erst Ende März hatte US-Präsident Barack Obama im Atomstreit mit dem Iran die Sanktionen gegen Teheran weiter verschärft. Ziel ist es, die Importe von iranischem Öl weltweit so stark wie möglich zu kappen.

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Die dritte Runde der Atomgespräche zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland soll am kommenden Samstag Istanbul stattfinden. Das bestätigte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Sonntagabend in Brüssel. „Wir hoffen, dass diese erste Runde ein hilfreiches Umfeld für konkreten Fortschritt schafft“, sagte er. „Wir zielen natürlich auf einen nachhaltigen Prozess ab.“

Der Iran stimmte nach Angaben des staatlichen Senders PressTV zu, dass in Istanbul verhandelt wird. Zuvor war spekuliert worden, dass der Iran wegen der abweichenden Positionen im Syrien-Konflikt nicht in der Türkei verhandeln wolle. Der Westen reagiert besorgt auf die Fähigkeit des Iran, Uran auf bis zu 20 Prozent anzureichern. Das erhöht die Möglichkeit, waffenfähiges Uran herzustellen. Für den Bau einer Atombombe müsste Uran auf deutlich mehr als 80 Prozent angereichert werden. Der Westen verdächtigt die Führung in Teheran, dass sie unter dem Deckmantel der zivilen Atomforschung Kernwaffen entwickelt. Der Iran bestreitet das.

Die Existenz der lange geheim gehaltenen Anreicherungsanlage Fordo südlich von Teheran hatte die iranische Führung erst 2009 zugegeben. Damals war sie noch nicht in Betrieb. Die Fabrik in einem Tunnelsystem auf einem früheren Militärgelände nahe Ghom hat Platz für 3000 Zentrifugen zur Urananreicherung. Sie soll besonders gut gegen mögliche Militärschläge abgesichert sein. Nach Vorstellung der USA solle der Iran diese Anlage in einem ersten Schritt schließen und später ganz demontieren, berichtete die „New York Times“. (dpa/abendblatt.de)