Kim Jong Un, wohl Nachfolger seines Vaters, soll derzeit in der Volksrepublik sein. Dies gilt als Zeichen, dass China die Nachfolge befürwortet.

Seoul. Kim Jong Un, der Sohn und mutmaßliche Nachfolger des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il, ist am Freitag offenbar zu einem Besuch in China eingetroffen. Südkoreanischen Medienberichten zufolge kam er am Morgen in der Grenzstadt Tumen an.

Die Reise Kim Jong Uns sei Nordkoreas Art, der Welt seinen Status als vorgesehener Erbe Kim Jong Ils zu verkünden, sagte Yoo Ho Yeol, Nordkoreaexperte an der Korea-Universität in Seoul. Dies bedeute auch, dass der Nachfolgeprozess innerhalb Nordkoreas reibungslos ablaufe. Kim Jong Un war im vergangenen Jahr zum Vier-Sterne-General befördert worden und nahm den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden der zentralen Militärkommission der Partei ein.

Die Reise nach China ist seine bislang verantwortungsvollste außenpolitische Aufgabe. Ziel des Besuchs könnte sein, die Beziehungen zum wichtigsten Unterstützer Nordkoreas zu verbessern. Das kommunistische Land ist wesentlich auf Nahrungsmittel- und Treibstofflieferungen aus China angewiesen.

Kim Jong Uns Reise in die Stadt Tumen, „die das Tor für die ökonomische Kooperation zwischen beiden Ländern ist, bedeutet auch, dass er eine zentrale Rolle in den Wirtschaftsbeziehungen zu China einnehmen wird und dies dazu nutzt, seine Eignung als Führer herauszustreichen“, sagte Yoo.

Auf seiner Chinareise wird Kim Jong Un Berichten der südkoreanischen Zeitung „Chosun Ilbo“ zufolge von seinem Onkel Jang Song Thaek begleitet, der zum innersten Führungskreis um Kim Jong Il zählt.

Das südkoreanische Außenministerium und das Ministerium für Vereinigung teilten mit, sie versuchten, eine Bestätigung für die Reise zu erhalten. In den nordkoreanischen Staatsmedien wurde sie zunächst nicht erwähnt. Chinas Außenministerium und das zentrale Büro der kommunistischen Partei, das für die Beziehungen zu Nordkorea zuständig ist, teilte der Nachrichtenagentur AP mit, sie wüssten nichts von einem Besuch Kim Jong Uns. In der Vergangenheit bestätigte China Reisen von Kims Vater nach China immer erst nach dessen Rückkehr nach Nordkorea.

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen vor Ort, die Polizeipräsenz in Tumen sei verstärkt worden. (dapd)