Die Rasse-Vorfahren dieses Kaninchens kamen vor über 100 Jahren als “Belgische Riesen“ aus Flandern nach Deutschland. Damals wogen die Tiere um die fünf Kilo. Hiesige Züchter brachten sie erst auf knappe acht, heute auf satte zehn Kilo.

Hamburg. Die Rasse-Vorfahren dieses Kaninchens kamen vor über 100 Jahren als "Belgische Riesen" aus Flandern nach Deutschland. Damals wogen die Tiere um die fünf Kilo. Hiesige Züchter brachten sie erst auf knappe acht, heute auf satte zehn Kilo. Damit ist der "Deutsche Riese grau" die größte und eindrucksvollste Kaninchenrasse. Jetzt haben die überdimensionierten Tiere, die mit gut 70 Zentimetern normale Artgenossen längenmäßig zweifach schlagen, den Sprung aus lokalen Zuchtschauen ins asiatische Nordkorea geschafft.

Dort sind die ersten zwölf Exemplare aus Brandenburg eingetroffen. In dem von Hungersnöten geplagten kommunistischen Reich von Diktator Kim Jong Il sollen sie kräftige Keulen und leckere Läufe liefern. Züchter Karl Szmolinsky (67) aus Eberswalde, der im April die koreanischen Ställe begutachten will, sagt über die 80 Riesen, die er jedes Jahr züchtet: "Sie sind pflegeleicht und fressen alles, was kommt."

Das wird den notorisch knapp gehaltenen Koreanern die Aufzucht erleichtern. 80 Euro haben sie pro Rammler bezahlt. Die Summe könnte sich schnell vermehren, jedenfalls wenn sich die Karnickel so temporeich fortpflanzen, wie ihnen sprichwörtlich nachgesagt wird.

Die Kriterien deutscher Kaninchenzüchter (200 000 sind Mitglied im Zentralverband) lassen Koreaner wohl eher kalt. Denn als "schwer fehlerhaft" gelten hier die Riesen bei weniger als 66 Zentimeter Länge oder mit Ohren unter 17 Zentimetern.

Ernüchternd sind auch die Erkenntnisse im Rassekaninchenzuchtforum des Internets. Dort heißt es: "Oft wird der Rasse unterstellt, sie sei sehr wirtschaftlich. Stellt man jedoch die Relation von Futteraufnahme und Zunahme, von Lebendgewicht und Schlachtkörpergewicht, von Fleisch zu Knochen her, so stellt man sehr schnell fest, dass diese Rasse unwirtschaftlich ist." Außerdem stellten die Tiere "hohe Ansprüche an Stallraum und Futtermenge". Vielleicht sind die Riesen wirtschaftlicher, wenn man ihnen in Korea ein paar Kilo wegzüchtet.