Reform sieht auch Steuererhöhungen auf hohe Einkommen vor

Paris. Die Franzosen werden künftig länger arbeiten müssen. Offenbar hat die Regierung entschieden, das Renteneintrittsalter, das bislang bei 60 Jahren liegt, sachte anzuheben. Künftig muss in Frankreich mindestens bis 62 oder 63 gearbeitet werden. Dies bestätigte einer der mit dem Reformentwurf befassten Politiker in französischen Medien.

Die Meldung kommt nicht überraschend, denn trotz einer im Vergleich zu Deutschland günstigeren demografischen Entwicklung sind die Finanzierungslücken in der französischen Rentenversicherung bereits jetzt astronomisch. Dennoch gilt der Rentenanspruch ab 60 als heilige Kuh der französischen Sozialpolitik. Am Versuch, die großzügige Pensionsregelung zu reformieren, sind mehrere Regierungen gescheitert. Angesichts der desolaten Kassenlage erscheint die Kuh jetzt jedoch schlachtreif. "Die Erhöhung des Rentenalters ist unvermeidbar", sagte der Vorsitzende der Regierungspartei UMP, Xavier Bertrand, dem "Le Parisien". "Wir sind das einzige Land in Europa mit einem derart niedrigen Renteneintrittsalter", so Bertrand. Die Beschäftigungsquote der 55-64jährigen liegt in Frankreich bei 39,1 Prozent, in Deutschland liegt sie bei 53,8, in Schweden gar bei 70 Prozent. Dennoch kündigte Sozialistenchefin Martine Aubry Widerstand an. Es handele sich dabei um "eine Frage der Gerechtigkeit", so Aubry. Die PS wolle "die Möglichkeit erhalten, mit 60 in Rente zu gehen."

Neben der Erhöhung des Renteneintrittsalters werden auch Steuererhöhungen auf hohe Einkommen in Betracht gezogen. Man befinde sich weiterhin im Gespräch mit den Sozialpartnern, erklärte Premierminister François Fillon. Das Reformprojekt soll Mitte Juni vorgestellt werden.